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Phosphorwert zu hoch 22 Sep 2022 17:16 #520487

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Hallo, ich bin noch immer ziemlich unsicher und hoffe auf Verständnis.

Mein Ehemann erhält seit ca. 1 Jahr drei mal wöchentlich Dialyse (Demes Katheder) seit einiger Zeit hat er immer wieder starken Durchfall und ist auch ziemlich wackelig auf den Beinen. 
Nun hat er laut neustem Laborstatus ( Phosphor <UV-Test> mmol/I 3,4 +  
Er soll ab sofort drei mal täglich ein Medikament Lanthan Mylan 1000 mg einnehmen, ohne Erklärung warum .. wofür… ?   Ich habe gelesen, das man als Dialysepatient die Ernährung umstellen muss. Kann man irgendwo eine Schulung erhalten was gut und was schlecht ist für Dialyse Patienten? 

Da mein Mann durch seine vielen Vorerkrankungen (schwere Hirnblutung, Herzerkrankungen, Diabetiker um nur einige zu nennen) viel zu ertragen hat bin ich sehr ängstlich geworden, aber vor allem unsicher was gut oder schlecht ist. 

Vielleicht hat ja jemand hier schon Erfahrungen mit den o.g. Tabletten gemacht und kann mir etwas Info geben. 

vielen Dank im Voraus  Lotta 
 

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Phosphorwert zu hoch 22 Sep 2022 21:43 #520490

  • Christian
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Hallo Lotta,

die verschriebenen Tabletten sind Phosphatbinder.
Die nimmt man nicht einfach so 3x am Tag. Die nimmt man gleichzeitig zum Essen.
Diese Tabletten enthalten einen Wirkstoff der Phosphat bindet und die Aufnahme über den Darm verhindert.
Oder im Detail erklärt, diese Tabletten enthalten ein Carbonat. Carbonate sind Stoffe die Phosphat an sich binden.

Carbonate schmecken ziemlich sandig, das ganze als Kautablette zu verschreiben ist schon etwas pervers. Ich würde eher Renvela (Sevelamercarbonat 800mg zum Schlucken) empfehlen, die hab ich nämlich.

Jedenfalls nimmt man diese Tabletten zum Beginn der Mahlzeit ein, der Wirkstoff muss sich mit dem Speisebrei im Magen vermischen können, da ist das richtige Timing wichtig.
Die gebundenen Phosphate werden dann über den Stuhlgang ausgeschieden und gelangen nicht ins Blut.

Und die Dosierung richtet sich nach dem Phosphatgehalt der jeweiligen Nahrung. Phosphate in fester Nahrung lassen sich leichter binden als Phosphate in flüssiger Nahrung, das macht Milchprodukte zu einem heiklen Thema weil die Tabletten oft zu langsam wirken.
Oder Milchkaffee das ist schneller im Blut als sich die Tablette auflöst.

Aber über Phosphatbinder findest du relativ viel wenn du die richtigen Fachbegriffe googelst, über das Thema diskutieren wir ja im Forum alle paar Wochen.

Gibt auch Wochen wo ich Lust auf Lebensmittel hab die leider viel Phosphat enthalten, da kann man auch ein vielfaches der üblichen Dosis an Phosphatbinder verbrauchen. Ich hab manchmal Tage wo ich viel esse und 12 Renvela-Tabletten an einem Tag verbrauche, jeweils 3 pro Mahlzeit und noch zwischendurch für diverse Snacks und Kaffee.
Und dann gibts Tage wo ich mich phosphatarm ernähre und nur 1-3 Tabletten an einem Tag brauch.

Und Phosphat wird ja oft künstlich in Lebensmittel als Geschmacksverstärker zugesetzt, das macht das "sich informieren" schwer.
Aber Grundsätzlich ist Phosphat ein Begleitstoff von Eiweiß. Alle Lebensmittel die Eiweiß enthalten, enthalten immer auch Phosphat.
Da muss man im Zweifelsfall jedes einzelne Lebensmittel googeln und sich informieren, weil es da nicht immer zuverlässige Angaben auf der Verpackung gibt.

lg
Chris

EDIT:
Ich hab ja keine Ausscheidung und werde mein Phosphat nur über Dialyse und Phosphatbinder los.
Da ist es wichtig zu wissen, welche Lebensmittel viel Phosphat enthalten und wieviele Phosphatbinder man dazu benötigt - und bei welchen Lebensmitteln erst garkeine vorhanden ist. Das ist bei künstlichen Zusatzstoffen oft schwer.
Die monatliche Blutuntersuchung sagt mir, wie gut ich meine Balance gehalten habe. Bei guter Dosierung nimmt man fast keine Phosphate mehr auf und hat einen Idealwert von 1,0 bis 1,5.

Aber ich verzichte nicht auf Phosphate, ich bekämpfe sie. Ich brauch meinen Schuß Milch im Kaffee, brauch ich eine Tablette Renvela dazu.
Ich esse gerne zu Mittag Döner Kebab, da ist viel künstliches Phosphat dabei. Bedeutet 3x Renvela Tabletten nur für die Mahlzeit.
Manchmal esse ich auch gerne Pfannkuchen, Kaiserschmarn und andere auf viel Milch basierte Gerichte. Da lässt sich oft 1/3 der Milch durch Wasser ersetzen ohne den Geschmack groß zu verändern, was schon Phosphat einspart.
Und dann noch eine große Menge Phosphatbinder Tabltten, also auch wieder 3 Renvela.

Wenn man sich zum Essen Zeit lässt, sollte man nicht alle Phosphatbinder auf einmal nehmen sondern auch diese über die Mahlzeit verteilt einnehmen.

Wenn man seine Phosphatbinder gut verträgt, muss man seine Ernährung nicht umbedingt ändern - man kann auch einfach ausreichend Phosphatbinder nehmen.

EDIT2:

Und man etwas allgemeines Fachwissen: Lanthan Mylan enthält Lanthancarbonat. Nicht gerade weit verbreitet hier im Forum. Die meisten hier nehmen eher Calciumcarbonat oder Sevelamercarbonat.
Muss man ausprobiert haben was man besser verträgt. Je nach Patient reagiert man unterschiedlich mit Durchfall, Verstopfung oder Erbrechen.
Weil Carbonate zum Essen einzunehmen ist ja so als würde man unverdaulichen Sandstaub mitessen, das verträgt nicht jeder.

Bei manchen Lebensmitteln kotz ich mir stunden später regelrecht die Phosphatbinder aus die sich an künstlichen Geschmacksverstärkern und Konservierungsstoffen gebunden haben.
Viele Gewürze sind ja heutzutage nurnoch künstliche Aromastoffe die auf Phosphat basieren. Das ist bei Einnahme von Phosphatbindern oft so, als würde nur eine Unmenge an Gewürze im Magen zurückbleiben, die er dann nicht verträgt, während der Rest der Nahrung schon verdaut ist.

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Phosphorwert zu hoch 23 Sep 2022 07:11 #520491

  • Ulineu
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Hallo Lotta, Phosphat ist deshalb so gefährlich, weil man sich damit die Gefäße zusetzt. Die Dialyse schafft es nur schwer raus, vor allem das künstlich von der Industrie zugesetzte Phosphat.

Dein Mann hat Lanthan bekommen. Das ist ein gut verträglicher, sehr wirksamer Phosphatbinder. Ich bekommen den auch. Den nimmt man zum Essen ein. Zu jeder Hauptmahlzeit 1 Beutel bzw. 1 Tablette.

Er ist allerdings kein Freifahrtschein. Man sollte trotzdem aufpassen, was man isst. Das natürlich in Lebensmitteln befindliche Phosphat verwertet der Körper nicht zu 100 Prozent. Darum ist es nicht so "schlimm". Aber das von der Nahrungsmittelindustrie zugesetzte Phosphat ist ganz gefährlich. Das sollte man vermeiden. Der Körper nimmt es zu 100 % auf und die Dialyse schafft nicht alles raus. Ich kaufe z.B. nur Biowurst und auch sonst möglichst bio ein, wenn ich Verarbeitetes kaufe. Da ist meistens nichts Zugesetztes drin (bis auf 2 bestimmte Arten Phosphat ist es verboten).

Euch steht eine Ernährungsberatung im Dialysezentrum zu. Frag mal danach. Einige der Schwesternsind speziell ausgebildet.

Im Internet findest Du Listen mit Nahrungsmitteln, in denen Phoshat, Eiweiß und Kalium angegeben sind. Die sind sehr hilfreich am Anfang (irgendwann hat man es "drin").

Hier findest Du die wichtigsten Informationen:
www.bk-trier.de/media-bkt/docs/PIZ/PIZ_H...yse_Phospat_2020.pdf

Liebe Grüße, Ulrike
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Phosphorwert zu hoch 23 Sep 2022 09:38 #520492

  • Christian
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Hab mal gelesen, bei planzlichem Phosphat werden 60% vom Körper aufgenommen, bei tierischem Phosphat 80% und bei den künstlichen Phosphaten sind es 100%.
(Verhält sich parallel zur Eiweiß-Absorbtionsrate, da absorbiert man ebenso pflanzliches zu 60% und tierisches zu 80%)

Phosphat verliert man über die Dialyse über den ungewollten Eiweißverlust. Es reduziert sich durch die Dialyse spürbar, aber sehr langsam.
Und zwar als schleimiger Rückstand im Filtersystem, der die Leistung des Filters zusetzt. Pro Stunde Dialysezeit verklumpt ein kleiner batzen langsam den Dialysefilter, wie Dreck der Hängen bleibt.
Bei Bauchfelldialyse ist viel Phosphat in den Eiweißfäden enthalten die sich manchmal bilden. Bei Hämodialyse geht das Phosphat aber nur schwer in die Dialyseflüssigkeit über.
(Weil der Eiweißverlust ist bei Bauchfelldialyse höher als bei Hämodialyse.)

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Phosphorwert zu hoch 23 Sep 2022 11:07 #520493

  • kohana
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Hier findest Du die wichtigsten Informationen:
www.bk-trier.de/media-bkt/docs/PIZ/PIZ_H...yse_Phospat_2020.pdf
 
Zu den Beiträgen der "Vorschreiber" möchte ich noch hinzufügen:

>> einen Tipp: fürs Einkaufen ein Zettelchen mit den E-Zusatzstoffen, die im von Ulineu verlinkten Dokument aufgeführt sind, machen und im Geldbeutel aufbewahren. So kann man rasch kontrollieren, ob im einen oder anderen Produkt die zu vermeidenden E-Zusatzstoffe drin sind und nach einer Alternative suchen.Wenn man die künstlichen Phosphate vermeidet, kann das den Phosphat-Wert merklich runterbringen. Man ist manchmal überrascht, wo diese Es drin sind und wo nicht. Zwei Beispiele:
- in fast(!) allen abgepackten Backprodukten wie Aufbackbrötchen, Cakes, Kuchen usw. sind sie drin...
- in vielen Softdrinks sind sie drin ...

EDIT: In der Liste betr. Phosphatzufuhr, die ich von meiner Ernährungsberaterin erhalten habe, als meine Nieren kurz vor dem Ende waren, steht: "tierisches Phosphat nimmt man zu ca. 80% auf, pflanzliches zu ca. 40% und künstliches zu ca. 100%".

>> Ernährungsberatung: gerade wenn man mehrere "Ernährungsbaustellen" hat wie Dialyse und Diabetes, kann es sehr schwierig sein, das richtige zu tun mit einem Minimum an Aufwand und so, dass das Essen dann auch noch schmeckt und der Appetit nicht abstirbt... Eine Ernährungsberatung ist da vor allem am Anfang sehr hilfreich und, wie Ulineu schreibt, mit der Zeit bekommt man Routine und muss nicht mehr soviel Zeit investieren oder ständig darüber nachdenken. Und mit der Zeit weiss man auch, was man zB bei Einladungen zum Essen sagen (wünschen) kann oder im Ausgang überhaupt noch bestellen kann.

Liebe Grüsse Kohana
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Phosphorwert zu hoch 24 Sep 2022 11:22 #520498

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Hallo Lotta,
eine Ernährungsberatung wäre sinnvoll.
Darüber hinaus gibt es für die Phosphateinnahme ein hilfreiches Buch. Wie Christian beschrieben hat, ist die Dosis von der Phosphatmenge abhängig.
"Phosphat - kein Problem"
Neohron Verlag. Kann man in einer gut sortierten Buchhandlung bekommen.
VG Llissy
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