Liebe Leute,
erst mal danke für die Antwort, auch wenn das scheinbar ein „exotisches“ Thema ist, mit dem viele von euch nichts anfangen können. Ich hole deshalb mal ein bisschen aus:
es gibt versch. Arten von Peritoniden, klassisch durch a) Infektion, dies führt je nach Stärke der Entzündung zu einer Gewebevernarbung durch Ablagerung von entzündungs-assozierten Stoffen (Fibrin, usw.). Diese „Vernarbung“ ist eine normale Reaktion des Körpers auf eine starke Entzündung und kommt auch an anderen Stellen vor wo Entzündungen auftreten (Narben eben). U.a. deswegen sollte man nicht zu viele infektiöse Peritoniden durchlaufen.
b) „sterile“ Peritonitis, durch versch. Faktoren kann es zu einer Art „Verschleiß“ des Bauchfells kommen, was im Endeffekt ebenfalls zu einer Vernarbung führt. Manche nennen es auch „Verkleben“ oder so, auf jeden Fall nimmt die Filterkapazität des Peritoneums ab und die UF geht zurück. I.d.R. wird einem das auch am Beginn der PD gesagt, dass es nach einiger Zeit (nach einigen Jahren) zum Rückgang der Dialysekapazität kommen kann und dass man dann ggfs auf HD wechseln muss. Es gibt versch. Faktoren, die hier eine Rolle spielen: Qualität der Dialyselösung (Stichwort „biokompatible Lösungen“), Glukosegehalt in der Lsg, Transporteigenschaft des Peritioneums (schnell / langsam), usw. Dies zwingt einen eventuell zur Aufgabe der PD, hat aber meines Wissens nach keine weiteren gesundheitlichen Konsequenzen.
c) „sclerosing encapsulated peritonitis“, verwende hier mal den englischen Ausdruck, weil ich mir nun mit den medizinischen Bezeichnungen nicht mehr sicher bin. Ist offenbar eine Steigerungsform der sklerosierenden Peritonitis, so nennt man wohl schon b). Ist aber egal, es geht hier um eine nicht-infektiöse Form der Bauchfellvernarbung, die sehr selten ist, deren Wahrscheinlichkeit aber offenbar zunimmt, je länger man schon PD macht. Hierzu gibt es vor allem Daten aus Japan und Korea, dort gibt es aus kulturellen / religiösen Gründen wohl keine Kadaverspenden, deswegen gibt es da viele Leute, die sehr lange / lebenslang Dialyse betreiben. Deswegen gibt es dort viel mehr Langzeitdaten als bei uns. Eine japanische Studie besagt, dass die Wahrscheinlichkeit für diese Erkrankung nach ca. 8 Jahren PD stark zunimmt. Die Verlaufsform ist progressiv, d.h. es kommt zu einer zunehmenden Vernarbung, die i.d.R. nicht gestoppt werden kann. Entsprechend hoch ist die Sterberate der Betroffenen. Das fiese an der Sache ist u.a., dass dieses Symptom oft erst auftritt, wenn die Leute schon auf HD umgestiegen sind und gar keine PD mehr machen. Wer möchte, lese die beiden Beiträge von can etwas weiter unten (Re:Schlauch piekst), dem ich auf diesem Wege viel Glück und gute Besserung wünsche. Habe den Beitrag erst nach meiner Frage entdeckt.
Ich möchte nun niemanden verunsichern oder verängstigen, ich wundere mich wie gesagt nur etwas, dass hier in Freiburg nun plötzlich soviel Wind um ein eigentlich lange bekanntes Phänomen gemacht wird, welches vorher nie mit einem Wort erwähnt wurde, obwohl die klinischen Daten durchaus z.T. aus den Neunzigern stammen. Weiter wundert es mich, dass offenbar diese Sache anderswo kein Thema ist, obwohl es doch sicher Leute unter uns gibt, die schon länger als 5 oder 6 Jahre PD machen?
Hier in Freiburg empfiehlt man derzeit einen „Sicherheits-Abbruch“ der PD nach 6 Jahren und wie viele von euch auch stehe ich als langjährig chronisch Kranker mal wieder vor der Entscheidung: „vertraue deinen Ärzten“ und „traue ihnen bloß nicht“.
Aber man gewöhnt sich dran :-), machts gut, mhb