Hallo Riana,
der Beitrag ist zwar schon älter, aber ich hab ihn erst heute entdeckt. Weil ich das Problem mit der Appetitlosigkeit kenne, möchte ich gern noch was dazu loswerden. Bei mir (44 J) wurde Anfang März 2006 eine (prä)terminale Niereninsuffizienz durch Glomerulonephritis festgestellt, und in der Folge war ich knapp 6 Wochen stationär im Krankenhaus, weil ich ziemlich viel Wasser eingelagert hatte und deswegen auch sonst in ziemlich üblem Zustand war. Ich hab mich dann doch einigermaßen wieder erholt davon, nur die Nieren sind derart geschädigt, daß sie nur noch Wasser ausscheiden, aber nicht mehr entgiften. Seit Ende April muß ich also an die künstliche Niere, derzeit 3x 3 Stunden.
Frisch aus dem Krankenhaus entlassen und mit einem Mordshungergefühl im Bauch hab ich mich auf den Weg zu Aldi gemacht, um den Kühlschrank aufzufüllen. Dort passierte dann das Seltsame: Ich habe alles angefaßt, es aber nach dem Lesen der Zutaten feinsäuberlich wieder ins Regal gestellt. An der Kasse hab ich dann ein Netz Orangen und einen Sechserpack Äpfel bezahlt.... und so ging das wochenlang. Dachte ich an Essen, verging mir alles (das ist jetzt auch noch manchmal so). Ich hab ja auch ziemlich abgenommen, weil ich einfach keine Lust mehr aufs Essen habe, egal wie lecker das Zeug riecht, aussieht oder schmeckt. Dann wieder kommt der Heißhunger, und ich schieb mir eine Großpackung Eis rein, oder einen ganzen Apfelkuchen oder einen Viererpack Dany-Sahne Schoko (ich habe zum Glück keinen Diabetes).
Inzwischen hab ich mich einigermaßen gefangen, hauptsächlich, weil ich im Umfeld positive Erfahrungen mache.
Nimm Dir die Meckerei am Essen nicht so zu Herzen (es liegt NICHT an Deiner Kochkunst!), sondern versuch, das Essen nicht mehr zum Hauptthema zu machen. Am besten päppelst Du Deinen Freund auf, indem Du zwar noch kochst, aber einfach drüber weggehst, wenn er das Essen nicht will und gar nicht mehr darüber redest. Frag ihn, wie er sich fühlt. Aber bedräng ihn nicht mit Wochenplänen usw. Versuch, ihn aufzuheitern und nicht selbst auch noch genervt zu klingen. Er WEISS, daß er Dir Kummer macht, weil Du Dir soviel Mühe mit dem Essen gibst und er es dann nicht will. Mit Sicherheit kann er aber gar nicht anders :-(
Was mir geholfen hat, aus dem Tief rauszukommen, war menschliche Anteilnahme. Vorwürfe, auch stumme, hätte ich nicht ertragen. Mein Freund hat sich instinktiv richtig benommen, der war zwar geschockt, weil er nicht wußte, was damit auch auf IHN zukommt, hat dann aber gemerkt, daß ich wild entschlossen war, mich nicht unterkriegen zu lassen. Jetzt läßt er mich machen, wie ich es für richtig halte, und schluckt auch mal eine Bemerkung runter, wenn ich mal ungerecht werde (die gute Seele :-))
Ich bin zwar immer noch nicht wieder so der große Esser, aber wenigstens nehm ich nicht mehr so rasant ab, die Lebenslust ist zurückgekommen und mit ihr der Appetit.
Alles Gute für Euch! :-)