Hallo Loulou!
Kraftsportler nutzen Creatin als Nahrungsergänzung, um intensiver* zu trainieren.
Dort, wo ich geguckt habe (Netdoktor, Bundesinstitut für Risikobewertung, Verbraucherzentrale/Stiftung Warentest) wird es nicht als nierenschädlich bezeichnet. In manchen Quellen, deren Güte ich nicht eischätzen kann, werden Magen-Darm-Beschwerden sowie Gewichtszunahme (ca. 2 kg) durch Wassereinlagerungen in der Muskulatur als Nebenwirkungen benannt.
Das Kreatinin, mit dem wir es hier im Forum immer zu tun haben, ist für sich genommen nicht schädlich oder giftig. Es ist eines von zahllosen Stoffwechselendprodukten (Verdauungsabfall), die über die Nieren und/oder den Darm aus dem Körper ausgeschieden werden. Es stammt aus dem Muskelstoffwechsel*. Anders als z.B. Harnstoff, das aus der Verdauung von Eiweiß entstammt, wird es gleichmäßiger ausgeschieden und insbesondere unabhängig von der Nahrungszusammensetzung. Dadurch ist es besser geeignet, um zu zeigen, wie gut der Körper Giftstoffe trotz eingeschränkter Nierenfunktion noch ausscheiden kann. Als alternativer bzw. ergänzender Parameter kristallisiert sich das Cystatin C heraus. Bei diesem spielt es - anders als beim Kreatinin - keine Rolle, daß Männer eine größere Muskelmasse als Frauen haben (-> gleiche Normwerte) und der Wert ändert sich eher nicht, wenn man sich plötzlich vom Stubenhocker zum Sportler entwickeln sollte und dadurch mehr Muskeln aufbaut. Im Gegensatz dazu wäre beim Kreatinin durch den gesteigerten Muskelumsatz ein höherer Kreatinin-Wert zu erwarten, obwohl die Nierenfunktion sich gar nicht verschlechtert hat.
Freundliche Grüße,
fabienne
* Eine Skelett-Muskelfaser kann man sich als dickes Unterseekabel vorstellen. Auf einer mikroskopischen Ebene sieht das ungefähr so aus wie in
Abb. 29
. Die senkrechte Farbabfolge grün-rot-grün auf der linken Bildseite bitte merken und im nächsten
Link
um 90° nach rechts gekippt wiedererkennen.
Bei Abb.2 Muskelkontraktion könnt Ihr mit dem Play-Button das auslösen, was bei jeder unserer Bewegungen zigfach passiert: die Struktur in den Muskelfasern zieht sich zusammen. Das passiert zeitgleich in jedem kleinen Drähtchen des riesigen Kabelstranges, der ohne Mikroskop beispielsweise bloß einer der kleinen Muskeln zwischen Daumenspitze und Daumengrundglied ist.
Eine solche Bewegung erfordert viel Energie, die punktgenau zur Verfügung stehen muß. Dazu gibt es in den Muskeln einen speziellen
Mechanismus zur Energiebereitstellung
: Creatin-Phosphat als Energieträger (60% des Creatins im Körper) gibt sein Phosphat ab an ADP. Das ADP wird dadurch aufgeladen zu dem energiereichen ATP. Übrig bleibt energiearmes freies Creatin (40% des Creatins im Körper), das in der Zelle erneut zu Creatin-Phosphat umgebaut. Ein kleiner Teil (Wikipedia spricht von 1,5-2%) des Creatins werden pro Tag zu Kreatinin verstoffwechselt und - wenn möglich - über die Nieren ausgeschieden.
Neues Creatin erhält der Körper täglich über die Nahrung.
Das ATP gibt seine Energie sofort ab, um die oben gezeigte Bewegung zu ermöglichen. Wenn man die Struktur noch weiter vergrößert, entspricht einer der winzigen blauen Punkte in Abb. 2 dem orangenen Köpfchen in dieser
Zeichnung
. (Der rote Punkt zeigt, wo das ATP andockt, um dem Köpfchen die Energie zu seiner Bewegung zu übertragen.) Vielleicht sieht man
hier
(Abbildung ganz unten auf der Seite) besser, wie sich die Myosinköpfchen Schrittchen für Schrittchen am Aktin entlang bewegen.
Die Idee der Kraftsportler ist nun, daß ihren Muskeln durch eine gesteigerte Creatinzufuhr über die Nahrung mehr Energie (ATP) zur Verfügung steht und sie so in kürzerer Zeit mehr Muskelmasse aufbauen können. Dort, wo ich nachgelesen habe, steht übereinstimmend, daß im Freizeitsportbereich die Creatinmenge über die Nahrung völlig für das Trainieren ausreicht und keiner Ergänzung bedarf.