THEMA:

Als völliger Neuling bin ich begeistert, daß es dieses Forum gibt.
Ende Dezember wurde durch eine Blutuntersuchung festgestellt,
dass meine Nierenwerte überhaupt nicht in Ordnung sind, Überweisung
zum Nephrologen.
Nach langen Untersuchungen und vielem Hin und Her meinerseits (Angst um den Verlust meines Arbeitsplatzes) bekam ich am 11.04.02 einen Shunt am Oberarm gelegt.
Nach heutigem Arztbesuch wurde mir auch gesagt, dass ich um die Dialyse hinauszuschieben wenig Eiweiß und viel Flüssigkeit zu mir nehmen soll.
Nun ist meine Frage: gibt es entsprechende Ernährungsberatungen diesbezüglich oder Richtwerte?
Wer kann mir dabei helfen?

Gruß Ulrike

Hallo Ulrike,
dieses Ernährungsforum wird fachlich betreut von Frau Dr. Schwiegelshohn, die Dir sicher auf konkrete Fragen antworten wird. Zunächst findest Du aber auch auf ihrer Homepage schon einige Informationen: www.ernaehrung-fuer-gesundheit.de/Niere.htm
oder www.dialyse-online.de/Content/Ernaehrung/Niere.asp
Es gibt darüber hinaus natürlich auch gezielte Ernährungsberatung.

Gruss
Bettina Woerpel

Die sache mit dem Eiweiß ist nicht unproblematisch. Einerseits fallen die häufigsten nierengängigen Schadstoffe aus dem Eiweißstoffwechsel an. Andererseits kann eine Fehl- und Mangelernährung fatale Folgen für die Lebenserwartung haben. Daher macht es nach Meinung vieler Nephrologen keinen Sinn, die tägliche Eiweißaufnahme unter 0,7g/kg Körpergewicht zu senken. Hier sollten Sie sich nochmals genau durch Ihren Nephrologen beraten lassen. Auch eine Steigerung der Trinkmenge im Prädialysestadium kann später, wenn die Urinproduktion nachlässt, Probleme bereiten. Durch die vermehrte Urinmenge kann man etwas die fehlende Konzentrationsfähigkeit der kranken Niere überlisten. Dem sind aber Grenzen bei einer täglichen Harnausscheidung von 2,5 bis 3 Litern gesetzt. Eine Mehrausscheidung bringt dann keinen erkennbaren gewinn mehr. Wenn dann später vielleicht die Urinproduktion nachlässt, muss man sich wieder von der zwanghaften Trinkmenge entwöhnen, was oft schwer fällt. Dies ist übrigens nicht nur meine Meinung, sondern der Konsens einer Qualitätszirkelsitzung der nephrologen in unserem KV-Bereich.

In vielen Dialysezentren steht eine in Ernährungsberatung geschulte Kraft zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Manfred Grieger

Es ist richtig, dass man heute die Dialysebehandlung einer langfristigen proteinarmen Ernährung von beispielsweise 0,6 g/kg Körpergewicht oder darunter vorzieht. Bei einer derartig eingeschränkten Gesamteiweißversorgung bedarf es einer intensive Schulung. Eine entsprechend hochwertige Aminosäureversorgung bei eingeschränkter Eiweißzufuhr zu gewährleisten bedeutet also einigen Aufwand. Ist der Ernährungszustand des Nierenpatienten relativ schlecht, sollte ohnehin von einer derartigen Eiweißbeschränkung Abstand gehalten werden.
Allerdings gilt es zu bedenken , dass die allgemeine Ernährung hier in Deutschland in der Regel eher eiweißreich gestaltet wird. Insofern bedeutet eine Ernährungsberatung, die unter anderem das Ziel hat eine Normalisierung der Eiweißaufnahme auf 0,8 g/kg Körpergewicht zu erreichen, in vielen Fällen eine deutliche Besserung der Kreatinin- und Harnstoffwerte, zumal wenn sehr wenig getrunken wurde. Insbesondere wenn eine Nierenfunktionseinschränkung festgestellt wird ist es daher sinnvoll umgehend eine Normalisierung der Eiweißzufuhr einzuleiten.

Viele Grüße
B.Schwiegelshohn

Sehr geehrte Frau Dr. Schwiegelsohn,

gilt das eben Gesagte auch für Diabetiker? Ich habe auf Grund einer 1986 festgestellten Glomerulonephritis und nachfolgender sehr massiver Cortisonbehandlung 1992 Diabetes Typ 1 bekommen. Mein Nephrologe meint, bei Diabetikern sei es sehr schwierig und auch nicht ratsam, eine streng eiweißarme Diät zu führen. Daher ist bei mir auf diese Diätform verzichtet worden. Was meinen Sie dazu? Vielen Dank im voraus! Björn, der Wartende bei Dialyse-Online

Vielen Dank für die guten Tips.
Habe heute ein Buch mit dem Titel Abwechslungsreiche Diät für Nierenkranke von Prof.Dr.med. Reinhold Kluthe und Dr. med. Herbert Quirin gefunden.
Verlag TRIAS in Stuttgart, Kostenpunkt 22,95 Euro.
Leider gibt es im Dialysezentrum Herford keine geschulte Ernährungsberatung, das nächste wäre Bielefeld, aber nach einem Anruf bei meiner Krankenkasse möchten die natürlich erst eine Bescheinigung zur Notwedigkeit dieser Beratung von meinem Arzt.
Gruß Ulrike

Hallo Björn,
es wurde festgestellt, dass Diabetiker mit Niereninsuffizienz durch eine eiweißarmen Diät zwischen 0,4 g/ kg und 0,7 g/kg Körpergewicht im Hinblick auf eine Verlängerung der Zeit bis eine Dialysebehandlung keine Vorteile ziehen. Auch der Proteinstoffwechsel wird vom Insulin beeinflusst und es zeigte sich dass ein gesteigerter Umbau von Körperproteinen beim Diabetiker stattfindet. Zudem ist die Fähigkeit zur Anpassung an eine eiweißarme Diät bei der diabetische Stoffwechsellage beeinträchtigt. Diesem Stoffwechselgeschehen muss durch eine adequate Eiweißzufuhr entgegengesteuert werden. Diabetiker profitieren unabhängig davon ob ihre Nieren geschädigt sind oder nicht am meisten von einer eiweißnormalisierten Ernährungsweise mit circa 0,8 g Proteine pro kg Körpergewicht.

Viele Grüße
B.Schwiegelshohn