Heute, am 7. Juni 2014 ist wieder der „Tag der Organspende“.
Viele Veranstaltungen werden bundesweit dazu durchgeführt. Die DSO, das BMG, die BzgA, viele Patientenverbände- und Vereine sowie Einzelpersonen zeigen ihr Engagement für die Organspende.
Der Bundesgesundheitsminister stellt in Berlin gemeinsam mit der BzgA die neue Kampagne unter dem Motto „Ich entscheide. Informiert und aus Verantwortung.“ vor. In Stuttgart findet die zentrale Veranstaltung zum Tag der Organspende statt. Veranstalter sind die Patientenverbände Bundesverband Niere e.V., der Bundesverband der Organtransplantierten e.V., Lebertransplantierte Deutschland e.V., die Deutsche Stiftung Organtransplantation, die Stiftung FÜRS LEBEN, die Deutsche Transplantationsgesellschaft, die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und das Aktionsbündnis Organspende Baden-Württemberg. (Quelle DSO). Roland Kaiser, selbst Lungentransplantiert, sendet eine Videobotschaft.
Also sehr viel, auch ehrenamtliches Engagement für die Organspende. Das ist selbsverständlich zu würdigen!
Aber:
Den Tag der Organspende gibt es nun seit über 30 Jahren und seitdem wird jedes Jahr eine solche zentrale Veranstaltung durchgeführt. Es wurden Internetseiten zum Thema erstellt, Stiftungen gegründet, Plakatkampagnen gestartet, GKV-Versicherte angeschrieben, Dialysepatienten samt Maschine auf Bahnhöfe gestellt, jedes Jahr zig Krankenhäuser für ihr Organspendeengagement auezeichnet, und und und…
Jedes Jahr wird offensichtlich mehr Geld für die Information und Aufklärung über die Organspende ausgegeben.
Und das Ergebnis: Wir stehen bei den Organspenden mittlerweile auf dem Stand vor über 20 Jahren!
Als Grund für diese schlechte Entwicklung wird immer wieder der Transplantationsskandal angegeben. Der Bundesgesundheitsminister dazu: „Vertrauen ist sehr schnell zerstört und ist nur sehr schwer zurückzugewinnen“. Da hat er sicher Recht und damit kann man vieles rechtfertigen. Aber auch vor dem Skandal war Deutschland kein Glanzlicht bei der Organspende. Der Transplantationsskandal hat dann noch sein Übriges getan.
Wann begreift man endlich, dass sich mit Kampagnen kein Vertrauen schaffen lässt? Das hat in den letzten 30 Jahren nicht funktioniert und wird es wohl auch in den nächsten 30 Jahren nicht. Für Organspende und Transplantation kann man eben nicht werben wie für eine Ware. Organspende ist viel mehr! Marketingkonzepte, und seien sie noch so gut, helfen nicht viel weiter! Sie beruhigen das Gewissen der Akteure, aber mehr bewirken sie wohl offensichtlich nicht.
Das Fundament der Organspende muss stimmen! Daran hapert es meiner Meinung nach.
„Es könne nicht sein, dass in Deutschland im Wesentlichen Vereine und private Stiftungen über die Organisation des Transplantationswesens und die Verteilung der Organe entscheiden. Das System darf auch nicht von denen kontrolliert werden, die selbst Akteure sind. Hier muss mehr öffentliche und staatliche Kontrolle organisiert werden“ – so eine Oppositionspartei.
Recht hat sie! Es reicht nicht mehr, an kleineren Stellschrauben zu drehen und zu hoffen, dass schon alles wieder gut wird. ES WAR NOCH NIE GUT! Es ist im Moment nur Grottenschlecht!
Dazu Gröhe (Bundesgesundheitsminister): „Trotz eines weiteren Rückgangs bei den Organspendern in Deutschland sieht er keinen Anlass für eine grundlegende Änderung des Transplantationssystems.“ so das Ärzteblatt.
Das bedeutet, wir werden weiter Kampagnen durchführen, aufklären, Internetseiten pflegen und letztlich viel Geld verbrauchen, aber es wird sich nichts grundsätzlich am Organspende- und Transplantationssystem ändern. Weiter werden überwiegend nicht demokratisch gewählte, private Institutionen über die Organspende und Transplantation entscheiden, sie organisieren und sich letztlich auch noch selbst kontrollieren. Schafft so etwas Vertrauen?
Die Prüfung der Nieren- der Herz- und Lungentransplantationsprogramme ist noch nicht abgeschlossen. Keiner weis, was da alles noch ans Licht kommt. Dann haben wir wahrscheinlich den nächsten großen Einbruch bei der Organspende.
„Gespräche zur Organ- und Gewebespende seien in den letzten Jahren zunehmend ein Thema im Familien- und Freundeskreis“ berichtet optimistisch Elisabeth Pott, Direktorin der BZgA.
Die Frage, ob es bei diesen Gesprächen in Familien mittlerweile viel mehr um den Skandal geht, lässt sie offen.
Im Großen und Ganzen weiter so! – ist also das Motto.
Für viele Patienten bedeutet das schlicht und einfach den Tod. Das ist der eigentliche Skandal…
MaRIO