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Versagensängste 21 Mär 2002 10:45 #120802

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Hallo Ihr Lieben,

dann werde ich mal den Anfang machen, um dieses m.E. sehr persönliche aber auch hilfreiche Forenthema Seelen-Spiegel mit Leben zu erfüllen. Ich hoffe und wünsche mir sehr, dass viele den Mut und die Kraft aufbringen werden, hier ihren innigsten Gefühlen freien Raum zu geben. Ich weiß, es ist nicht einfach, darüber zu reden. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass es einem danach viel viel besser geht.

Mein momentanes Gefühsleben ist etwas von mir entfernt, gleichzeitig aber auch so unbeschreiblich nah. Ich habe das Gefühl, neben mir zu stehen, hilflos zu sein, einfach nur zusehen zu müssen, wie sich die Dinge entwickeln. Ja, teilweise richtige Ohnmacht gegenüber dem eigenen Ich und diese Furcht vor Veränderungen - das macht mich traurig und auch wütend. Ich kann nicht mal sagen, worauf ich Wut habe. Es ist einfach da. Viele von Euch haben mir schon gesagt, ich mache mir zu viele Gedanken, soll doch einfach nur leben... Aber ich kann nicht aus meiner Haut. Wißt Ihr, als ich mal zu einer Kur war, da habe ich mit einer Psychologin sehr intensiv über mich gesprochen. Sie meinte, ich solle die Krankheit als Chance begreifen, nicht in dem Sinne, sie bloß zu akzeptieren, sondern durch sie ein aktiver, hilfreicher und Mut machender Mensch werden. Ich habe lange darüber nachgedacht. Ich denke, ich weiß nun, was sie damit sagen wollte. Nur die Umsetzung ist das Problem! Vielleicht geht es Euch ja ähnlich? Vielen hier erscheint es wohl so, dass ich immer nur optimistisch bin, lächle, aus allem, was kommt und ist, das Gute sehe oder zumindest daran glaube. Aber so ist es nicht! Ich selbst bin oft mit mir im Unklaren, verstecke mich hinter selbst gebauten Mauern und hoffe, dass sie nicht zusammenbrechen. Dieser Schutzwall (wovor eigentlich?) ist quasi der Spiegel meiner Seele. Ja, ich stehe dann da, fühle mich eingeengt in Mauern, sehe, wie es immer dunkler wird um mich rum, will schreien - doch niemand hört mich! Dabei weiß ich doch, wie schön es im Freien ist, wie es ist, einfach so zu leben ohne Sorgen und ohne Ängste. Doch dann fällt mir ein, was ich alles machen wollte....Ja, früher, als ich noch jünger und unbeschwerter war, da hatte ich Träume, wie jede(r), wollte die Welt verändern, sie umarmen, küssen, hatte Ideale.....Doch das Leben ist nicht so. Leider habe ich das bis heute nicht begriffen. Ist es denn so schlimm, in Träumen zu leben, sich etwas von dem zu holen, was man niemals bekommen wird? Es ist wirklich oft so, als würde ich schlafen, ja es sogar wollen, weil ich zu gern manchmal die Augen vor der Wirklichkeit verschließen will. Ich kann diejenigen sehr gut verstehen, die jetzt vielleicht denken, der Junge hat nen Knall, der tickt nicht ganz richtig! Was will der denn eigentlich? Ich weiß es eben selbst nicht so genau. Manchmal denke ich, ich drehe mich im Kreis. Dann wieder ist alles klar. Ein anderes Mal habe ich nur noch Fragen....finde aber keine Antworten. Dabei müßte ich doch zufrieden sein. Ich habe nen Job, der mir Freude bereitet, habe Freunde, eine gute Familie und natürlich Euch. Aber trotzdem denke ich, da fehlt etwas. Ist das normal?........ Euer wartender Björn

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Re: Versagensängste 21 Mär 2002 15:43 #120804

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Halo Björn, ich denke, das ist wirklich normal, soweit unsereins normal sein kann. Hab den Mist ja schon über 30 Jahre, und viele Jahre einfach so getan, als würde es micht weiter berühren. Wenn mich einer gefragt, wies mir geht, habe ich immer überzeugend Mir geht es bestens gesagt, und wenns mir noch so beschissen ging.
Heute laufe ich dieser Zeit hinterher, spüre auf einmal, was alles nicht mehr geht, was ich alles nie mehr erleben werde. Das ist dann schon so was wie eine Torschlusspanik.
Gleichzeitig habe ich Angst vor meinen Gefühlen, Angst, sie zu zeigen. Angst vor anderen Menschen, in unserem Fall besonders vor Frauen. Denn ich denk immer, Mensch was wollen die von einem kranken Krüppel wie Du einer bist, nix! Hier im Forum und vor allem im Chat kann man wenigstens reden, das ist schon viel wert.
Finde es gut, dass Du mal mit einer Psychologin gequatscht hast. Versuche dahin zu finden, ist aber schwer. Alle in meiner Umgebung glauben, der hat keine Probleme, der hat seine Krankheit im Griff, der macht das locker. Die Werte sind ok, wie es in der Seele aussieht - wen interessiert das schon? Manchmal hab ich Zeiten, da weiche ich hohen Brücken und Türmen etc. ganz bewusst aus - zu gefährlich. Ich hab die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, dass die Mauern, die Du ansprichst, endlich fallen und die Seele frei wird.
Mensch jetzt hab ich ziemlich viel von mir rausgelassen, will das wirklich jemand wissen? Liest das einer? Machts gut bis irgendwann Hans-Dieter

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Re: Versagensängste 21 Mär 2002 18:05 #120805

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Lieber Hans-Dieter,

natürlich wird Dein Beitrag hier gelesen. Und ich freue mich auch, dass Du Dich überwinden konntest, Dich zu äußern zu Deinem Seelenleben. Jetzt ist es besser, oder? Sag mal, kann es sein, dass ich von Dir Fotos gesehen habe bei einer Reise mit Schiffsdialyse? Jedenfalls war das ganz toll, hat mir sehr gefallen. Bin heute abend erst ab ca. 23.30 Uhr im Chat (Kegelabend). Würde mich freuen, Dich dort zu treffen. Also, bis bald! Björn

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Re: Versagensängste 21 Mär 2002 19:42 #120810

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hallo björn!
meine situation ist und war vielleicht eine andere, als es für dich der fall ist. mit 6 jahren bin ich erkrankt, habe es als ganz normal empfunden, mit dieser krankheit zu leben, sie gehörte einfach dazu. ich war wohl noch zu jung, um mir darüber all die gedanken zu machen, die dich quälen. erst als sich mein ehemann verabschiedete (kurz nach dialysebeginn), begannen für mich diese irrwege der gedanken. war ich also doch nicht so normal, wie es gesunde sind ??? für mich brach da auch eine welt zusammen und mein selbstbewußtsein war wohl am boden. viele fragen stelten sich mir: wird das leben noch lange zu leben sein? werd ich jemals wieder träumen dürfen ? steht es mir überhaupt noch zu ? irgendwie sah ich für mich keine perspektiven mehr, ich wollte einfach mein mir bestimmtes leben zu ende leben, ohne viele träume und wünsche, oder gar sehnsüchte. aber björn, nach jahren des einfach-dahin-lebens hab ich mir diese mauer, die auch ich mir aufgebaut habe, wieder stein für stein abgebaut. es geht, du mußt es nur wollen! mir hilft es ganz gut, nicht allzuviel an morgen oder übermorgen zu denken, das hab ich mir abgewöhnt. ich versuche, das leben so angenehm wie möglich zu leben. ich versteh dich ganz gut, was du uns mitteilen möchtest, nur glaub ich auch, dass es aus jedem labyrinth auch einen ausgang gibt. in solche irrgärten gerate ich auch hin und wieder mal, doch im moment habe ich einen sonnenschein, der für mich scheint, zu jeder zeit !
so einen wünsch ich auch dir. alles liebe - uschi

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Re: Versagensängste 24 Mär 2002 11:44 #120852

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Hei Björn,

das mit der wut, das gehört einfach dazu und laß sie doch in dir und nimm sie als ein teil von dir und deinem leben. Wir können doch freude nicht erleben, wenn wir nicht auch die wut und die enttäusch kennen. Das zum einen. zum andern: Hilflos ist nur der, der nicht seins chicksal in die eigene hand nimmt. Solange das geht, solange du nicht auf andere hilfe angewiesen bist, denke immer dran, daß es dein eigenes leben ist, das nur du bestimmen und leiten kannst. Hilfe annehmen ist manchmal scheinbar angenehmer, aber auf die dauer macht es dich abhängig und damit kannst du selbst nicht mehr so entscheiden und handeln, wie du willst. Zum dritten: Schön, daß du träume hast, genieße sie. Zum Vierten: Nicht das ist maßgebend, was wir in der vergangenheit nicht alles gemacht haben und nicht machen konnten .., sondern das, was wir in der zukunft machen. Und die beginnt jetzt. Dir einen guten tag und einen frohen blick nach vorne.hemago.

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Hi :)