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weis nicht was ich fühlen soll... 03 Jan 2005 22:36 #140558

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Hallo erstmal!
Ich muss mir mal etwas von der Seele reden. Ich bin 27 Jahre alt und pflege meine Mutter seit Januar 2004 allein in unserem Haushalt. Mein Vater ist vor über zehn Jahren gestorben. Ich habe damals meiner Mutter versprochen immer für sie da zu sein. Und das tue ich auch. Ich messe ihren Blutzucker, spritze ihr das Insulin, gebe ihr ihre Medizin und seit Mitte November achte ich auch darauf, dass sie geeignetes Essen bekommt-seit dem wird sie dialysiert.
Ich liebe meine Mutter, sonst hätte ich längst aufgegeben oder wäre zusammengebrochen. Denn wir haben nur noch uns. Ich bin quasi Tag und Nacht im Einsatz. Ich sehe wie sie unter all ihren Krankheiten leidet und das lässt auch mich leiden.
In letzter Zeit fühle ich mich wie ein nasser Schwamm. Ich würde es meiner Mutter nie sagen, aber manchmal wünschte ich dass sie nicht der einzige Mensch wäre, der mir geblieben ist. Ich kenne sie zu gut. Sie würde denken, dass sie mir nicht reicht. Natürlich reicht sie mir, aber wenn ich ehrlich bin überfordert mich in letzter Zeit alles.
Tue ich meiner Mutter damit unrecht? Ich weis einfach nicht was ich fühlen soll.

Wäre für jeden Kommentar dankbar...

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 13:46 #140561

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liebe nea,
trau deinem gefühl, du fühlst genau das richtige, nämlich daß du überfordert bist und deutlich mehr abstand zu deiner mutter brauchst, daß du auch noch ein anderes leben hast als die krankenschwester deiner mutter zu sein. kein mensch würde diese belastung auf dauer aushalten. wahrscheinlich plagt dich ein schlechtes gewissen ob deiner gefühle und vielleicht macht dir deine mutter auch noch ein schlechtes gewissen wenn du dich nicht um sie kümmerst. wieso mißt sie sich nicht selber den blutzucker und spritzt sich selber? als diabetikerin hat sie doch sicherlich eine schulung durchlaufen. oder ist sie so bettlägerig und hilflos, daß sie es nicht selber kann? ohne jetzt genaueres über eure beziehing zu wissen, scheint es mir, daß ihr euch beide in zu großer abhängigkeit voneinander befindet., die keinem von euch beiden gut tut. du bist jung, was machst du beruflich, hast du eine freundeskreis, hast du hobbies, denen du nachgehst? wie alt ist deine mutter, was macht sie beruflich, hat sie freunde? wenn ihr euch weiter so aneinander kettet, ist das für euch beide höchst ungesund. du tust ihr nicht unrecht, wenn du mehr abstand von ihr brauchst. und es hat auch nichts mit mangelnder liebe zu tun. es ist notwendig zum weiterleben. das mußt du und auch deine mutter begreifen. es ist wichtig, daß sie selber für ihre krankheit verantwortung übernimmt, wenn du ihr das abnimmst aus falsch verstandener liebe, dann machst du sie abhängiger und unmündiger als ihr gut tut. und es bleibt keine luft zum atmen zwischen euch.
such dir unterstützung, hier und in deinem umfeld. du bist nicht alleine. sprich mit deiner mutter, daß es so nicht weiter gehen kann. sie wird diese bequeme versorgung sicher nicht kampflos aufgeben,aber es ist wichtig um deinet willen.
deshalb wünsche ich dir mut und ausdauer - und trau deinen gefühlen.
herzlichen gruß theodora

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 15:59 #140562

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Hallo theodora!!!
Ich bin gerade richtig erleichtert. Danke!
Meine Mutter kann tatsächlich nicht selbst ihren BZ messen. Sie sieht zu schlecht und kann ihre Feinmotorik nach zwei stillen Schlaganfällen nicht mehr so gut steuern. Und wegen ihrer schwersten Herzinsuffiziens ist sie kaum noch mobil. Selbst im Haus legt sie Strecken über 5m mit dem Rolli zurück. Und es ist keine Show oderso! Ich habe alles schriftlich von den Ärzten! Ich habe es mir schriftlich geben lassen, damit ich es dem Anwalt zur Verfügung stellen konnte. Denn der medizinische Dienst der Krankenkasse hat bereits zweimal eine Pflegestufe abgelehnt.
Bis Anfang letzten Jahres habe ich für sehr kurze Zeit in einem Seniorenheim gearbeitet. Sicher, da wäre sie medizinisch, pflegerisch, objektiv gut aufgehoben. Aber subjektiv wäre sie alleine. Im größten und überfülltesten Raum wäre sie alleine. Und das ist etwas was ich weder ertragen könnte, noch tewas was ich zulasse. Denn dann wäre auch ich alleine. Sicher, das bin ich irgendwann sowieso, aber was soll ich denn selbst vom Leben erwarten, wenn ich selbst nicht in der Lage bin ein Versprechen an jemanden zu halten, den ich liebe?
Wie auch immer, ich danke dir für dienen Kommentar, es tut gut zu wissen, dass ich nicht alleine bin! Denn so habe ich mich lange genug gefühlt.
Danke!
Viele Grüße


nea

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 16:46 #140563

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hallo nea,

zuallererst,finde ich es gut was DU für deine mutter tust.

aber DU bleibst auf der strecke............denn du hast es ja schon selbst

erkannt-es überfordert dich!!

ich kann es ein wenig nachvollziehen.

meine schwiegermutter hatte auch mehrere schlaganfälle.

sie war zwar nicht an der dialyse.aber trotzdem war es schlimm.

sie hat aber eine pflegestufe bekommen.und das steht deiner mutter auch zu.

denn dann könntest DU ein pfegekraft beauftragen,und hättest etwas mehr zeit für DICH selbst!!!!!!!

Ich wünsche EUCH,dass es mit der pflegestufe klappt-drücke EUCH die daumen.

schön,dass du zum anwalt gegangen bist........SCHADE,das man dafür kämpfen muss!!!!!

VIEL GLÜCK,und weiterhin auch viel KRAFT

lieben gruß

petra

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 17:50 #140564

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liebe nea,
du lebst wirklich in einer schwierigen situation und tust sehr viel für deine mutter. irgendwann kommt auch für den aufopfernsten menschen der zeitpunkt wo er sich hilfe von außen organisieren muß. gerade weil man nicht davon ausgehen kann, daß sich die situation entscheidend positiv verändert, mußt du darauf achten, daß du mit deinen kräften haus hältst. auch deiner mutter ist nicht damit gedient, wenn du eines tages zusammenbrichst. gerade weil du für sie da sein willst mußt du dir freiräume und auszeiten schaffen, damit du selber kräfte sammeln kannst. das schmälert deine liebe zu ihr in keiner weise. frag andere, die mit chronisch kranken oder behinderten menschen in einer familie leben. überlege welche aufgaben, du in professionelle hände abgeben kannst, damit du entlastet wirst. damit brichtst du dein versprechen nicht, dich um sie zu kümmern. vielleicht sind die zeiten, die du mit ihr ohne notwendige versorgungsarbeiten verbringst letztendlich wichtiger für euch beide und intensiverer ausdruck deiner liebe zu ihr. das müßte sie doch auch verstehen.
deine angst alleine zu sein kann ich gut nachvollziehen, zumal wenn du denkst ganz alleine auf der welt zu sein. gerade in so einer situation ist es wichtig zu erfahren, daß auch freunde einem die familie ersetzen und wahlverwandte werden können, deshalb versuche, solche menschen zu finden, die dich unterstützen.
hier findest du sicher immer ein offenes ohr für deine nöte.
herzlichen gruß theodora

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 19:51 #140566

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Hallo schnuck!
Ja du sagst es! Das ist wirklich schade, dass man dafür kämpfen muss. Was soll ich sagen...
Danke auf jeden Fall für`s Mut machen!!!

Viele Grüße nea

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 04 Jan 2005 20:05 #140567

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Liebe theodora!
Warscheinlich hast du recht. Langfristig wird mir nichts anderes übrig bleiben. Auch wenn ich mich momentan innerlich noch dagegen wehre. Ich glaube mir machen meine eigenen Gefühle in Bezug auf die Gesamtsituation mehr Probleme als die Belastung.
Ich kann von Glück sagen, dass ich einen starken Rückhalt im Freundeskreis habe. Auch wenn ich so gut wie nie Zeit für meine Freunde habe sind sie da wenn ich sie brauche. Nur wenn es mir mal Mitten in der Nacht schlecht geht und ich jemanden zum Reden bräuchte habe ich Skrupel jemanden anzurufen. Sie sagen mir zwar, das wäre kein Problem, aber die arbeiten alle.
Wenn es mir demnächst nachts nicht so gut geht, komme ich einfach auf diese Seite und lese hier etwas. Eure Reaktionen muntern auf jeden Fall auf und tun gut!!!
Vielen Dank dafür!
Liebe Grüße nea

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 05 Jan 2005 19:50 #140568

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Hallo,
ich denke ich werde hier einige kontroverse Diskussionen mit meiner Meinung auslösen.

Zu aller erst Hochachtung vor allen Menschen, die andere kranke Menschen Pflegen, ob es nun Verwandte oder auch fremde Menschen sind.
Nun steht hier die Frage im Raum, wie weit kann die persönliche Aufobferung gehen? Bis zur Selbstzerstörung? Oder sollte man irgendwann den Schlussstrich setzen und sich dann eingestehen: â€?Ich kann nicht mehr!â€?.
Du hast sicherlich deiner Mutter ein Versprechen gegeben, aber du warst dir zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht bewusst, was auf dich zukommt, auch deine Mutter wusste sicherlich auch nicht was sie dir damit aufbürdet.
Wenn du an diesem Versprechen zerbrichst, hilft das deiner Mutter leider auch nicht, ich denke sie möchte auch dass ihr Kind glücklich wird.
Ich stand 1997 auch kurz vor dem Tode, bestenfalls hatten die Ärzte mir einen Pflegestatus zuerkannt, im Nachhinein fragte mich meine Frau: „Wäs hätte ich machen sollen?â€? Meine Antwort: „Ich wäre ins Pflegeheim gegangen.â€? Das sie mich sicherlich auch besucht hätte, stellte sich nicht für mich nicht die Frage, meine Familie darf durch mich in ihrem Leben nicht so elementar eingeschränkt werden, das sie daran zerbricht. Ich liebe meine Kinder, doch ich weis, dass ich in einem solche Zustand nur noch als Belastung gesehen worden wäre. Ich möchte das sie ein schönes Leben haben.

Liebe heißt doch auch loslassen zu können, den oder die Liebsten Freiräume zur Verwirklichung zu geben, du kannst nicht dein Leben für deine Mutter opfern, so lieb wie du sie auch hast, du kannst ihr nicht dein Herz spenden, damit sie überlebt, ohne dich selbst zu zerstören, was ist das dann für eine Liebe?
Liebe heißt doch auch Achtung vor den Leben der anderen, aber auch vor dem eigenen Leben.
Ich denke du solltest ein Gespräch mit einem Psychologen gemeinsam mit deiner Mutter führen, um ihr deine Gründe für deinen nächsten Schritt näher zubringen, ich denke sie kann und darf nicht das letzte Hemd von dir verlangen, sie ist auch in einem Pflegeheim nicht aus der Welt, aber in guter Obhut und kann jeden Tag besucht werden.
Mit freundlichen Grüßen Deejay

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 07 Jan 2005 10:36 #140569

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Du hast eigentlich sehr gut beschrieben was du fühlst : Ein nasser Schwamm

Du saugst alle Sorgen-Nöte und Ängste Deiner Mutter auf und dann ist kein Platz mehr für Deine eigenen Gefühle.
Ein nasser Schwamm ist schwer und träge.


Du weisst also sehr genau wie du Dich fühlst.
Mein Tip : Gehe regelmässig zu einem Psychologen und rede dir deine Seele (Schwamm) frei.
Es ist keine Schande Hilfe zu suchen.

Burky

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 07 Jan 2005 21:35 #140574

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Hallo deejay!
Ich weis nicht ob man das vergleichen kann... du hast das von dir aus gesagt. Wenn ich das aber als Argument anführe, dass Liebe doch auch loslassen bedeutet, dann ist die Situation doch irgendwie anders. Sicherlich hast du damit recht, keine Frage. Und ich bin auch dabei mir Freiräume zu erarbeiten, um wieder Platz für ein eigenes Leben zu haben. Aber dafür muss meine Mutter dringend in eine Pflegestufe eingestuft werden (sh. d. anderen Texte z. Thema).
Ob ich/ wir psychologische Hilfe brauchen, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht wirkt das, was ich mir von der Seele reden musste etwas schlimmer als es ist. Der Punkt ist, bzw. war in dem Moment, dass ich nicht wusste, wohin mit all dem, was gerade in mir vorging. Als ich alles aufgeschrieben hatte, ging es mir schon deutlich besser.
Und jetzt erst recht- ich hätte nie mit so vielen Reaktionen gerechnet. Es ist schön zu bemerken, dass man nicht mit seinem Seelenmüll alleine ist...

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 07 Jan 2005 21:43 #140575

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Hallo Burky!
Im Grunde genommen geht es mir ja nicht ständig so. In dem Moment wo ich den Text verfasst habe, war nur gerade alles zu viel, und dann habe ich mir eben mal alles von der Seele geredet.
Trotzdem ein Tip den ich im Himterkopf behalten werde...

Viele Grüße! nea

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Re: weis nicht was ich fühlen soll... 08 Jan 2005 09:41 #140576

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Hey Nea, Ich bins nochmal. Sicherlich sind die tiefsten Punkte nicht ständig da. Aber du musst wissen, um an diese tiefsten Punkte abzusacken bedarf es mit der Zeit immer weniger Anreize. Das heißt es passiert immer öfter. Achte genau was du schreibst, du schreibst sehr bildhaft und das ist auch gut so. Seelenmüll : Was macht man mit Müll ?
Wegwerfen-vermeiden-trennen-wiederverwerten und einiges mehr.
Höre auf deine Bilder, sie sagen dir wies um dich steht.

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