THEMA:

Liebe User,

sicher habt Ihr auch schon mal etwas gehört von sog. Krankenhausclowns. Vor kurzem hörte ich einen Bericht im Radio über Klex, den Clown im KH Berlin- Neuköln. Ich finde diese Idee einfach super, Kindern solch Freude zu machen und Ihnen den Aufenthalt zu versüßen. Leider wird dabei auch die Seele nicht verschont. Denn Klex erscheint jeden Dienstag am Nachmittag auch in der Kinderonkologie bei Kindern im finalen Endstadium dieser blöden Krankheit Krebs. Klex hat berichtet von Kindern, die kein Lachen mehr haben und die auch nur noch im Bett liegen können. Aber wenn Klex kommt, geht ein leises Lächeln über das Gesicht der Kinder, manche können sich auch für ein paar Minuten hinsetzen. Auch dort hat Klex eine rote Nase und macht Witze, spielt mit Luftballons und ist einfach nur lustig. Die Kinder fiebern richtig diesem Tag entgegen, weil Klex immer kommt am Dienstag nach dem Mittag.

Als ich das hörte, habe ich mich gefragt, wo nimmt dieser Clown die Kraft her, solch sterbenskranken Kindern so viel Freude zu machen. Was wäre, wenn ein Kind mal fragt: Kommst Du auch in den Himmel? oder sagt: Ich weiß nicht, ob ich nächste Woche noch hier sein werde. Ich könnte das nicht, müßte weinen und würde eher schimpfen auf den sog. Gott, das er so etwas zulässt. Was ist, wenn Klex solche Gefühle bekommt? Wie verarbeitet er das, wie steckt er das weg? Ich hätte verdammt gern mit Klex gesprochen...

Björn, das beuteltier.

Hallo Björn,

auf die Frage, warum Gott so etwas zulässt... da wirst Du wohl nie eine Antwort bekommen.
Ich habe aber eine andere Frage, die ich mal in einem Philosophie-Kurs gehört habe. Viele Menschen fragen sich immer, warum gerade ICH, warum muss es gerade mich treffen?? Gegenfrage: Warum gerade MICH nicht??? Warum soll es immer nur die anderen treffen, warum soll nicht auch ich mal Pech haben?? Ich weiß, es hilft einem Null weiter, aber vielleicht bekommt man dadurch eine etwas andere Sicht auf seine Probleme! Warum soll ICH immer nur das Gute im Leben bekommen?? Das Leben besteht leider aus zwei Seiten, wie alles. Hell/Dunkel, Gut/Böse, Heiß/Kalt usw. Philosophisch gesehen ist also auch ein Unglück, das einem widerfährt, ganz normales Leben!
Kann Dich aber trotzdem verstehen, was Du so über diesen Klex-Clown denkst (nein, er hat mit mir nix zu tun, habe den Spitznamen schon Jahre). Muß eine ziemlich starke Persönlichkeit sein, wenn er sowas machen kann. Aber ich denke mal, in einer ruhigen Minute wird auch er öfters nachdenken...
LG und alles Gute!!
Klex (der Nicht-Clown :-] )

Hallo Björn,

ja, die Clowndoktoren machen wirklich eine tolle und sehr gute Arbeit (hier in Marburg ist es z.B. der Dr.Ichmael).

Von den Kids können wir wohl immer wieder unglaublich viel lernen, gerade auch von den schwer kranken: die leben wirklich heute - wenns ihnen gut geht, können sie eben auch lachen. Wir sehen doch dummerweise immer wieder auf die Zukunft und vergessen darüber allzu oft den gerade gegebenen Tag. Und die Kids nehmen das Leben so wie es uns nun einmal gegeben ist: mit einem Anfang und auch einem unweigerlichen Ende. Was uns beim Sterben wahrscheinlich am meisten hindern dürfte bzw. was auch beim Verlust von nahen Angehörigen am heftigsten nagt, sind m.E. die unerfüllt gebliebenen Träume, das, was nicht gelebt werden konnte oder eben einfach nicht gelebt wurde (weil anderes gewählt wurde). Und gerade in den Kindern wollen wir ja Zukunft sehen: die sollen das Leben weiterführen, wenn wir nicht mehr sind...Klar, daß uns deswegen sterbende Kinder besonders zusetzen.

Es ist halt schwer zu ertragen, daß wir das Leben nur von Atemzug zu Atemzug haben - mit allen Plänen, die wir schmieden, gaukeln wir uns anderes vor. Für mich möchte ich dazu übergehen, für jeden Atemzug dankbar zu sein, wirklich den heutigen Tag zu leben und bei allem Pläneschmieden den Sinn des alten Zusatzes so Gott will und wir leben wieder mehr im Sinn zu haben.

Warum das eine Leben sehr kurz ist während ein anderes sehr lang dauert, weiß ich nicht. Aber ich weiß, daß u.U. ein im Kindesalter zu Ende gegangenes leben reicher gewesen sein kann, als eines von 90 Jahren. Gerade an den schwer kranken Kindern läßt sich nämlich oft eine enorme Lebensweisheit und -tiefe entdecken.
Diese kids können uns beschämen und beschenken. Es liegt an uns, von ihnen zu lernen. LG Debi

Hallo björn,
auch dieser Clown ist bestimmt nicht immer lustig. Vielleicht kann er es gerade, weil er ein ernsthafter und nachdenklicher Mensch ist. Weil er begreift, wie wichtig es ist, den schwerkranken Kindern eine kleine Freude zu bereiten. Weil er weiß, wie stark Kinder sein können und wie stark er selbst ist. Vielleicht hat er gute Freunde, denen er sich mitteilen kann und sicher bespricht er auch mit dem Personal über den Zustand der Kleinen. Ich glaube auch, sollte ein Kind eine ernste Frage stellen, so hört er ihm zu und spricht mit ihm ernsthaft darüber.
Debi hat recht: Kinder leben viel mehr im hier und jetzt und kommen oft besser mit so schweren Situationen zurecht als wir Erwachsenen. Aber wir sind ja nicht alle Krankenhausclowns und dürfen weinen, wenn uns danach ist oder fluchen, weil wir manchmal nicht begreifen können, was da geschieht.
Liebe Grüße. Anja

Ich weiß nicht woher so ein Mensch die Kraft nimmt, ich selber bin da eher ein Mensch der die Vogelstrauß Politik bevorzugt, das habe ich schon während meiner Ausbildung zum Krankenpfleger gemerkt, da mußte ich auch auf die Kinderstation und das war für mich schlimm. Solche Menschen wie dieser Clown Klex sind in meinen Augen starke Menschen die unbezahlbar sind, ich denek auch wie einige von euch das er ein ernster Mensch ist aber wie gesagt mit sagenhaft viel Kraft. Ich wäre froh, ich hätte nur ein Teil der Kraft wenn es um Kinder geht.

Gruß an alle hier im DO und alle starke Menschen
NKAC51

Liebe Anja,

danke, daß Du das Weinen und Fluchen ausdrücklich angesprochen hast. Mir ist eben erst aufgefallen, daß ich das ja nicht erwähnt habe: selbstverständlich gehört das (für mich) auch dazu, wenn ich meine Gefühle im Moment wahrnehme, so wie die Kids z.B. beim Stechen o.ä. halt auch weinen. Manchmal scheint mir sogar gerade aus dem Weinen wieder Kraft zu kommen: ein Kloß löst sich, die Atmung wird wieder leichter... LG Debi

Hi Björn.
Ich gaube, auch Clowns müssen weinen, vielleicht weinen sie im Regen.
Vielleicht lässt er, wenn ein Kind ihn fragt, das Kind einfach reden und seine Gedanken loswerden. Hört zu, nickt, schüttelt den Kopf, und lässt erstmal alles durch, weinen kann er später, für das Kind?
gruss
susel
:-(

Hallöchen,

ich finde es auch bewundernswert, wie diese Clown-Docs. die zum Teil
sterbenskranke Kinder wieder zum lachen bringen. Ich lag selbst vor
einigen Jahren auf einer Kinderkrebsstation in Frankfurt (dort wurde ich auf den Kopf gestellt, bis meine Nierenkrankheit erkannt wurde) und war jedes Mal
begeistert, als die Clows kamen. Aus diesem Grund und weil diese Organisation ausschließlich von spenden lebt, haben ich und mein Mann auch die Kirchenkollekte bei unserer Hochzeit dorthin gespendet.
Was ich damit sagen möchte ist, dass für solche Sachen noch viel mehr Geld gespendet werden müßte, da soetwas unheimlich wichtig für die kranken Kinder in den Krankhäusern ist.

Viele Liebe Grüße
Janett

Hallo Björn!

Auch meine Tochter und ich kamen in den Genuss einiger Vorstellungen der Krankenhaus Clowns. Es ist wirklich erstaunlich zu erleben, welche Wirkung die Clowns erzielen (auch bei den Erwachsenen).
Wir lagen auch einige Zeit auf der Onkologie und danach auf der Neurologie; und haben dort ziemlich viele (schlimme) Dinge erlebt. Einmal in der Woche kamen die Clowns (ein Mann und eine Frau) auf die Stationen, besprachen sich mit den Ärzten und Schwestern und gingen dann in die jeweiligen Zimmer. Die Clowns konnten so ganz individuell auf jedes Kind eingehen; und haben auch bei ihren Auftritten die Krankheit thematisiert.
An einem anderen Wochentag kamen dann auch die Musikanten (so nannte man die beiden Frauen dort). Die Musikanten brachten einen riesigen Rollcontainer voller Instrumente mit. Die Kinder durften sich Instrumente aussuchen; von Trommel, über die Gitarre, über Kastagnetten (wird das so geschrieben?-egal, ich hoffe du weißt, was gemeint ist) bis hin zur Triangel war alles dabei. Dann wurde gemeinsam musiziert. Im Anschluss spielten die Frauen noch einige Lieder auf der Gitarre und alle sangen dazu. (In solchen Momenten habe ich mich dann auf die Toilette verkrümmelt und hemmungslos losgeheult! - Die leuchtenden Kinderaugen, das war dann irgendwie toll, aber auch zuviel Emotionen für mich! - Das musste dann rausgeheult werden.)
Ich kann nur sagen, dass ich die Arbeit dieser Menschen wundervoll finde und das sie von unschätzbaren wert ist. Schön, dass es solche (starken) Menschen gibt!

Lg

Danijelle

Hallo,
ich mache etwas ähnliches wie Klex, der Clown und zwar besuche ich mit meinen Therapie/Besuchshunden Altenheime,Kindergärten usw. und dies alles ehrenamtlich. Der schönste Lohn für mich sind die strahlende Augen der Alten und der Kinder, wenn meine Hunde sie wieder zum Strahlen und Lachen gebracht haben. Ich habe sehr viele Schicksalsschläge hinter mir ( 13 Jahre Dialyse, 2mal TX, 23 Operationen, habe den Tod meines Vaters hautnah miterlebt, Totgeburt unseres Babys und noch einiges mehr...) und möchte anderen auch gutes tun und es hilft auch mir sehr dabei mein Leben zu meistern!
Wenn man all das andere Elend sieht, vergisst man ganz schnell das eigene Leid.
Liebe Grüße
Luca

...mir kommen die Tränen, DANKE Euch allen!

Björn