Hallo Pam!
Für mich klingt das nach nicht ausreichend nephrologisch geschulter Betreuung bisher, aber nicht nach Dialysepflicht in unmittelbarer Zukunft.
[Ich nehme die Zitate aus beiden Deiner Threads.]
letztes jahr war die werte noch links 85% und rechts 65%. nun ist die funktion links bei 55% und rechts 45%. wo ich schon mal sehr geschockt war.
Der Verlust innerhalb eines Jahres ist gravierend und die Werte sind heftig im Vergleich mit einem Gesunden. Aber innerhalb der Bandbreite einer chronischen Niereninsuffizienz ist eine Organfunktion von 55% und 45% noch sehr zufriedenstellend. Nach den unqualifizierten Aussagen Deiner behandelnden Urologen würde ich mich auf diesem Fachgebiet um eine Zweit- oder auch Drittmeinung bemühen. Eventuell fällt einem anderen Urologen nach Durchsicht aller Befunde, der bisherigen Maßnahmen und zeitlichen Entwicklungen noch etwas grundlegendes ein, um die Situation der Harnwege so zu stabilisieren, daß Deine Nieren fortan weniger geschädigt werden. Laß Dich von dem jetzt konsultierten Nephrologen und von Deiner Krankenversicherung beraten, wo Du einen Auskenner für Deine Erkrankung findest.
ich habe montag schon einen termin bei unserem dialyse zentrum. ich habe angst dahin zu gehen weil ich nicht weiss was mich da erwartet.
Es wirkt bedrohlich, in ein Dialysezentrum gehen zu müssen. Doch Nephrologen arbeiten nun einmal zumeist dort. Weil sie am meisten von den Nieren verstehen, ist es wichtig, so früh wie möglich von ihrem Fachwissen zu profitieren. Es heißt keineswegs, daß sich die Anlage eines Zugangs für eine der Dialyseformen in zeitlicher Nähe anschließen muß. In erster Linie geht es um eine qualifizierte Betreuung, um die Organfunktion so gut und lange wie möglich zu erhalten, um damit die Dialyse hinauszuzögern. Eine nephrologische Mitbetreuung wird spätestens ab dem Zeitpunkt empfohlen, ab dem das Kreatinin auffällig ist, d. h. die Kreatinin-Clearance unter 60 bzw. 50 ml/min liegt. Bis zu einer tatsächlichen Dialysepflicht können ab diesem Zeitpunkt durchaus auch 20 und sogar mehr Jahre vergehen.
wobei er sah das mein nierenbecker immer noch recht erweitert ist was nicht ok sein sollte.
Es liegen weiterhin Probleme mit dem Harnabfluß vor, so daß der Urin auf die Nieren drückt. Wenn dagegen nichts unternommen werden kann, nimmt der Nierenschaden zwingend zu. Falls sich eine Therapiemöglichkeit findet, können die rasanten Funktionseinbußen gestoppt werden und die Niereninsuffizienz schreitet deutlich langsamer voran. Deshalb: Weitere Urologie-Experten konsultieren, um das zu klären, und fortan eine regelmäßige nephrologische Betreuung wahrnehmen.
nun mus ich 24std urin sammeln.
Das ist gut und wichtig, um sich ein detailliertes Bild von der aktuellen Nierenfunktion zu machen. Es ist eine Momentaufnahme, die sich durch die Behandlung einstweilen durchaus ein bißchen bessern kann, indem Du Medikamente bekommst. Nach meiner persönlichen Erfahrung wirkt bei noch recht guter Nierenfunktion insbesondere die Blutarmut sehr stark im Alltag (stark reduzierte körperliche Belastbarkeit, Appetitlosigkeit, Kopfschmerzen); diese kann man sehr gut behandeln - zunächst mit Eisen, gegebenenfalls parallel mit einem Erythropoietin-Präparat (das Sportler-Doping-Mittel EPO). Schmerzen könnten mit den Knochen zu tun haben oder auch von zu hohen Harnsäure-Werten rühren, die eine chronische Niereninsuffizienz mit sich bringt. Vielleicht meinst Du aber auch Nierenschmerzen; das ist dann vermutlich eher auf die anatomischen Gegebenheiten in den Harnwegen (Harndruck auf die Nierenbecken oder ähnliches) zurückzuführen. Die Werte des Knochenstoffwechsels sollten untersucht werden und gegebenfalls mit Gaben von aktivem Vitamin D Problemen dort entgegengewirkt werden. Auch die Harnsäurewerte lassen sich medikamentös beeinflussen, falls eine Gichterkrankung (schmerzhafte Gelenkentzündungen durch Harnsäurekristalle) droht und man kann eine Übersäuerung des Organismus mit Medikamenten mindern, lange bevor eine Dialyse nötig ist. Einige weitere Punkte habe ich sicher vergessen, weil ich mit ihnen noch keine Bekanntschaft machen mußte - trotz inzwischen beinahe neunjähriger nephrologischer Betreuung ohne Dialysepflicht.
übelkeit erbrechen durchfall
starker gewichtsverlust
wie muss ich dann meine ernährung umstellen?
wie hoch ist die tägliche urinmenge?
ist es schlimm wenn dann zu wenig urin ausgeschieden wird?
weil ich muss nie mehr wie 2 mal auf die toilette. trinken tu ich in der regel 2l am tag.
Einige der oben angeführten medikamentösen Möglichkeiten sollten auch zur Minderung von Übelkeit und Erbrechen beitragen können. Außerordenlich wichtig ist, daß Du künftig im Auge behältst, ob Du einen chronisch hohen Blutdruck entwickelst. Der kann nämlich auch solche Beschwerden machen und zerstört weiteres funktionstüchtiges Nierengewebe in kurzer Zeit. Eine Bluthochdruckerkrankung ist aber in der Regel sehr gut mit Medikamenten auf sehr gute Normalwerte herunterzuregulieren, wenn sich der Patient sorgsam an die pünktliche Tabletteneinnahme hält und möglichst auch regelmäßig selber zu Hause mißt, da diese Werte eher die Alltagssituation wiedergeben als die ärztliche Messung allein.
Die Ernährung bei chronischer Nierenschädigung ohne Dialyse beinhaltet hauptsächlich eine normalisierte Eiweißzufuhr. Die meisten Europäer verzehren viel zu viele Proteine. Die Nieren können in diesem Erkrankungsstadium etwas entlastet werden, indem man eine Eiweißzufuhr von etwa acht Gramm je Kilogramm Körpergewicht nur ausnahmsweise überschreitet. Das ist eigentlich keine entbehrungsreiche krankheitsbedingte Diät, sondern entspricht dem, was die allgemeinen Richtlinien für eine gesundheitsbewußte Ernährung jedermann nahelegen: eine reichhaltige, abwechslungsreiche, fleischarme Ernährungsweise. Damit wird zugleich beispielsweise der Harnsäusespiegel positiv beeinflußt, weil diese Diät dem Körper auch weniger Purin zuführt. Da Du aber ohnehin Probleme mit der Kalorienzufuhr hast, solltest Du Dich nach Abschluß der Untersuchungen um eine qualifizierte Ernährungsberatung bemühen, die sowohl auf die Gallenproblematik als auch die eingeschränkte Nierenfunktion und Deine persönlichen Vorlieben Rücksicht nimmt. Auszehrung ist nämlich auch ungesund - nicht nur für die Nieren.
Welche Trinkmenge bei Deiner Nierenfunktion und den übrigen urologischen Befunden aktuell vertretbar ist, muß Du bei Deinem Nephrologen erfragen. Das ist recht individuell. Allgemein gilt, daß bei chronischer Niereninsuffizienz ohne Dialyse sehr viel getrunken werden soll, damit die geringere verfügbare Organfunktion trotzdem noch möglichst viele der anfallenden Giftstoffe aus dem Körper befördern kann. Der Entwicklung von Wasseransammlungen im Gewebe (u. a. Ödeme), läßt sich durch die Einnahme harntreibenden Mittel (Diuretika) entgegenwirken. Inwieweit das bei zusätzlichen anatomischen Problemen des Harnabflusses möglich und sinnvoll ist, weiß ich nicht. Wenn zu viel von der zugeführten Flüssigkeit im Körper verbleibt, wird es auf jeden Fall gefährlich, weil dadurch Herz und Lunge belastet werden bzw. sich bei Fortdauer daraus überhaupt schwerwiegende Gesundheitsprobleme ergeben. Doch fünfhundert Milliliter plus ausgeschiedene Harnmenge plus Flüssigkeitsausscheidung durch Schwitzen trifft derzeit auf Dich ganz gewiß nicht zu, da dies die Richtlinie ist, wenn jemand durch eines der Dialyseverfahren entwässert und entgiftet werden muß. Eine zu restriktive Flüssigkeitszufuhr wird Deinen Nieren und Deinem Wohlbefinden (auch hier: Kopfschmerzen, körperliche Belastbarkeit) derzeit aber mehr schaden als nützen. Darum mußt Du die Trinkmenge individuell bei Deinem Nephrologen erkunden. Von Ödemen schreibst Du nichts; darum behalte bis dahin die zwei Liter am Tag bei, eher als Mindestmaß.
Freundliche Grüße,
fabienne