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Gefühle 22 Nov 2011 05:57 #477738

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Es ist gleich 6 Uhr morgens. Zeit für mich, wieder einmal in mich zu gehen, bei DO zu stöbern und nachzudenken über das wirklich Wichtige außerhalb des Alltags...

Dabei lese ich auch ab und an bei Dank dem Organspender. Einige neue Beiträge standen dort, herzergreifend und sehr emotional. Ein Beitrag hat mich besonders berührt. Da erzählt eine Mutter davon, wie sie ihr kleines 1-jähriges Mädchen durch einen Unfall verlor und es zur Organspende freigab. Sie erzählt von ihren Gefühlen, die bei den Menschen sind, die die Organe der Kleinen bekommen haben. Und sie berichtet auch davon, wie sie dadurch das Gefühl hat, ihre kleine Maus lebt weiter...

Vor Kurzem hatte ich selbst einen Autounfall. Zum Glück war es nur Sachschaden, weder mir noch anderen Personen ist etwas passirt. Wie leichtfertig war ich doch, mein Leben aufs Spiel zu setzen? Ja, ich war zu schnell gefahren und wollte Schumi spielen. Aber die Leitplanke hatte was dagegen. In diesem Moment dachte ich gar nicht an mein geschenktes Leben. Nur Termine, Alltag und Stress haben mein Handeln bestimmt. Aber wenn ich nicht mehr da gewesen wäre? Ich ärgere mich so sehr über mein leichtfertiges Handeln, nicht so sehr um das Stück Blech, vielmehr über mein unüberlegtes Tun.

Diese Mutter schrieb über die Liebe zu ihrem Kind mit so viel Stärke, Kraft und Mut. Und was mache ich? Ich fahre aus der Laune heraus zu schnell, total schwachsinnig. Das war am 11.10.2011.

Am vergangenen Dienstag, also vorige Woche, war ich in Berlin zur Kontrolluntersuchung. Alles bestens sagten die Ärzte, na prima dachte ich. Und diese Mutter, was denkt sie? Für sie wird der Verlust ihres Kindes immer ihr Leben bestimmen, es hat sie geprägt, verändert und stärker gemacht. Aber die Kleine wird niemals wieder kommen...

Und ich? Was habe ich hier schon geschrieben über meine Gefühle zum Spender, über meine Einstellungen zu Leben, Tod und Glauben...

Alles Schall und Rauch wenn man gegen eine Leitplanke fährt. Was ist dann noch mein Versprechen wert, mir selbst, meinem geschenkten Leben, der Familie des Spenders und den Ärzten immer verantwortungsbewußt meinem Leben gegenüber handelnd, gegenüber zu treten? Nicht viel, nicht wahr?

Verdammt nochml, ich ärgere mich so sehr.:(


Gruß von Björn,
alias beuteltier.

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Re: Gefühle 22 Nov 2011 06:28 #477739

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Lieber Björn!
Es ist schön, dass es so glimpflich ausgegangen ist.
Falls Dein Spender es gesehen hätte, wäre er über den Ausgang sehr froh.
Ich denke aber auch, dass er sich gewünscht hat, dass die Empfänger seiner Organe ein möglichst normales Leben weiterleben. Dazu gehört auch, dass man vielleicht zu schnell fährt, vielleicht sich nicht nur gesund ernährt, zu wenig Sport treibt, mal traurig, mal fröhlich ist.
Und so ein Schreck ist ja oft Anlass, etwas vorsichtiger zu fahren.

Auch mich beschäftigt oft die Frage, werde ich der Anforderung gerecht, ein Stück Leben meines Spenders weiterleben zu dürfen?
Manchmal bedrückt mich das Gefühl, nicht genug aus meinem neuen Leben zu machen, nicht genug anderen zu helfen, Zeit mit Problen wie Geldsorgen und ähnlichem zu vergeuden.
Dann bekomme ich manchmal so einen Gedanken von meinem Spender, dass er sich gewünscht hat, dass ich mein Leben leben soll. Mit besserer Gesundheit, aber auch mit meiner Müdigkeit, mit guten Vorsätzen, die nicht umgesetzt werden. Dem Defizit wie gesund ich mich gern ernähren würde und Sport treiben und viel schlafen und es bleibt aus.
Ich glaube, Dein und mein Spender und auch deren Angehörigen fänden es okay.

PS. Pass bloß gut auf Dich auf, ich will Dich an Deinem 12.Jahrestag anrufen!

Einen lieben Gruß
von beri

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Re: Gefühle 22 Nov 2011 19:26 #477752

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Lieber Björn,

Du weißt, ich mag Deine gefühlvolle Art, aber ich finde, nach über einem Monat gibt es keinen Grund mehr, sich so zu ärgern.
Du kannst doch nicht in jeder Minute immer nur an den Spender denken und Deine Dankbarkeit. Du dürftest Dich gar nicht mehr auf die Straße trauen und nichts tun, was Freude macht. Niemand dürfte sonst irgendein Risiko eingehen, denn ich finde, jeder sollte dem Leben gegenüber ein gewisses Maß an Demut empfinden, egal ob gesund oder krank oder transplantiert.
Der eine fährt gern schnell Auto, ein andere treibt gefährlichen Leistungssport, geht gern zur Loveparade (und wird dann im zu engen Durchgang zerquetscht), isst gerne gut, trinkt gerne guten Cognac, raucht gerne mal eine Zigarre. Wäre alles verboten, weil zu viel Risiko? Das Leben ist nun mal lebensgefährlich.

Und was mache ich mit meine kaputten Knochen und künstlichen Gelenken? Ich war unachtsam und mache mich draußen lang, ganz ohne Glatteis. Habe mich mächtig geärgert, aber es ist gut gegangen, nichts passiert, verdammtes Glück gehabt!
Jetzt freue ich mich darüber und gehe weiter wie bisher.

Das Leben ist manchmal ungerecht, gerade wenn es Kinder betrifft, für sie ist es immer zu früh zum Sterben. Und für die Menschen wird es immer der größte Verlust bleiben, wenn ihr eigenes Kind stirbt.

Ich bin mir sicher, dass Du verantwortungsbewusst mit Deinem Leben umgehst. Aber so etwas kann passieren, jedem! Lebe Dein Leben, geh manchmal tief in Deinem Empfinden, aber ärgere Dich nicht so lange über so etwas.

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Re: Gefühle 24 Nov 2011 00:40 #477796

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Hallo Björn,

jetzt hau ich mal in die gleiche Kerbe wie beri und Anja. Natürlich nur positiv und zustimmend gemeint!

Ich bin mir absout sicher, dass kein Organspender oder dessen Angehörige, die möglicherweise für die Spende entschieden haben, möchte, dass wir Empfänger ausschliesslich nur noch allen Risiken die das ganz normale Leben täglich so bietet aus dem Wege gehen.
Dann müssten wir uns wahrscheinlich nur noch in einem sterilen absolut perfekt gesicherten verschlossenen Raum aufhalten. Aber selbst da köonnte uns, und damit auch dem SpenderOrgan was passieren. Keine Ahnung, vielleicht plumpst ein Komet runter und trifft uns, oder ein Erdbeben.... Oder irgend eine unbekannte Bakterie hat sich in unsere künstliche Nahrung eingeschlichen. Natürlich gewachsene Nahrungsmittel könnten wir dann ja nicht mehr zu uns nehmen.....zuviele Risiken.
Was bitte wäre das für ein Leben?
Ob sich die Spender das so vorgestellt haben?
Was hätte eine Organspende unter diesen Bedingungen für einen Sinn?


,Ich bin überzeugt, dass die Spender und deren Angehörigen die grosse Hoffnung haben, dass ein anderer Mensch, dank der Organspende, sein eigenes Leben so normal wie es möglich ist weiterführen kann.
Meiner Meinung nach ist es unsere Pflicht und Schuldigkeit unser eigenes Leben entsprechend der Bedngungen und Möglichkeiten zu führen. Was zählt ist, dass wir bewusst mit unserer Gesundheit umgehen. Vielleicht etwas bewusster als vor der Nierenerkrankung.

Eine Organspernde ist das grösste Geschenk, dass ein Mensch einem anderen Menschn machen kann. Ich bin meinem(r) Spender(in) und vor alem auch den Angehörigen, die sich für die Organspende ausgesprochen haben, unendlich dankbar. So dankbar, dass ich nicht in der Lage bin, das wirklich zutreffend zu beschreiben. Dafzu fehlen mir irgendwie die Worte. Und trotz meiner Dankbarkeit bestimmt meine neue Niere nicht mein Leben. Aber keiner der Spender wünscht sich, dass wir Empfänger das Leben ihres(r) verstorbenen Angehörige(n) weiter führen. Jeder von uns hat sein eigenes Leben, dass wir wenigstens halbwegs vernünftig und bewusst leben sollten. Für mein eigenes Leben bin nur ich absolut verantwortlich.

Das jedenfalls ist meine Meinung und so habe ich die Eintragungen auf der Seite Dank dem Organspnder verstanden.

[size=large]Also lebe Dein eigenes Leben. Alles andere hat niemand gewollt oder gewünscht.[/size](:D(:D(:D(:D(:D(:D


dafür alles Gute wünscht
Limo

PS: Björn, wenn Du ml wieder zur Kontrolle musst, kannst Du dich ja mal vorher melden. O: K.?

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