Hallo ME,
Du beschreibst da eine absolut schreckliche Situation. Ich kann sehr gut nachfühlen, wie es Dir geht, da ich ähnliches selber schon erlebt habe......
Es begab sich einmal......
dereinst in einer Dialysestation, in der nicht nur die Patienten miteinander super gut auskamen, sondern natürlich ebenso mit den stets freundlich lächelnden, korrekten, hilfsbereiten und kompetenten Schwestern/Pflegern. (Das gut war natürlich unterschiedlich stark ausgeprägt. Nicht jeder kann immer mit jedem)
Es war wie im Märchenland (grins) bis ...... ja bis nicht die böse Königin wie bei Schneewittchen auftauchte sondern eine garstig böse Hexe, eine neue Königin-Schwester. Ihren Rufnamen konnten sich die Patienten sehr gut merken. Sie hörte auf den schlichten, einfachen und wunderschönen Namen Schwester. Alle Patienten freuten sich auf sie. Einem Patienten entschlüpfte sogar ein Oh schön, welch liebreizendes Mägdelein hier in unseren heiligen Hallen. Ein anderer schwärmte gar engelsgleich wird eine weitere himmlische ...... (Der Rest geriet im laufe der Zeit ins Vergessen.)
Nach kurzer Zeit aber veränderte sich der Ausdruck in den freudig strahlenden Gesichtern der Patienten (bei den -innen passierte dergleichen) und glich sehr schnell schrecklich traurig dreinblickenden Fratzen. Sie hatten erkannt wie sie wirklich war; widerwertig, garstig teuflisch, sind die höflichsten Beschreibungen dessen was sie sahen. Erst grosse Freude und gleich darauf nur noch Schrecken blieb.
Soweit so gut, kann ja mal passieren (wieder grins). Das Aber stellte sich leider sehr schnell ein.
Es begann mit einer Patientin die bei ihr nur noch sehr schmerzhafte Fehlpunktionen hatte. OK, jeder Shunt ist anders und manch einer ist eben etwas schwieriger zu punktieren. Nur gehörte der Shunt dieser Patientin eben nicht dazu. Und bei all den anderen lieben und wissenden Schwestern/Pfleger gab es auch keinerlei Probleme. Es war nur sehr nachteilig für sie -also für diese Patientin-, dass sie seit dem immer mit Schmerzen die Nächte verbringen musste. Und auch noch nach Dialyseabschluss, der leider auch nicht immer sehr feinfühlig war, eilte sie mit entsprechenden Schmerzen trotzdem freudig ihrer Berufsschule entgegen um dort einen tollen Abschluss ihrer Ausbildung zu erreichen.
Plötzlich und gar rein zufällig aber sehr zeitnah mit dem Amtsantritt der neuen Königin-Schwester ward eine weitere Patientin von einer weiteren gar äusserst rätselhaften Krankheit befallen. Sie durfte von da an nur noch mit einem extrem bunt gefärbten und sehr viel umfangreicher gewordenen Arm durch die Welt ziehen. Ihr zweiter Arm musste leider normal dünn bleiben, einfach nur deshalb, weil sie dort keinen Shunt hatte (zumindest keinen funktionierenden). Das mit den ungleich geformten und gefärbten Armen hat diese Patientin sehr betrüblich gestimmt. Es ging sogar soweit, dass sie angelegentlich leicht depressiv wurde.
Nun ja, wie wir es ja schon von anderen Märchen her wissen, gibt es eben manchmal harte Zeiten im Leben. Aber was solls. Wie wir eben auch wissen, ist das Leben als solches sowieso eines der härtesten.
Die armen bemitleidenswerten Geschöpfe von Patienten mussten zu ihrem Leid auch noch feststellen, dass sie für die neue Königin-Schwester natürlich nur Untertanen sind die sowieso von nichts auch nur eine Vorstellung von Ahnung haben; von Dialyse als solche gleich gar nicht. Und das obwohl sie noch nicht einmal eine DialyseFach Königin-Schwester war.
Nun begab es sich, dass sich diese bösartige Königin-Schwester einen der Patienten zu ihrem Lieblingsfeind auserkor (er ist dem Erzähler sehr gut bekannt). Dieser arme Teufel hatte schon der Probleme genügend. Auch ohne die neue Königin-Schwester. Er hatte nämlich kurze Zeit zuvor einen Demers Katheter (manche sagen auch Vorhof Katheter dazu) bekommen, der zu keiner Zeit je richtig gut funktionierte. Das führte zu ständig wiederkehrenden Maschinenalarmen. Bei der geringsten Bewegung dieses Patienten alarmte es schon. Darob konnte er mittlerweile schon einige Tage nicht mehr in einen ausreichenden Schlaf fliehen und war dann am Tage entsprechend unkonzentriert und müde. Manchmal dachte der Patient schon, dass die Maschine schon dann alarmte, wenn er allein nur den Gedanken hegte, sich möglicherweise demnächst eventuell bewegen zu wollen. Er war also rundherum fertig mit den Nerven. Genau wie die beiden anderen Patientinnen.
Eines Tages ward die garstige Königin-Schwester so genervt von den vielen Alarmen, wegen der sie ständig hin und her laufen musste, dass sie dem Patienten, mit wenig liebreizendem Timbre in der Stimme, entgegen rief Wegen Ihnen werden eines Tages hier noch Menschen sterben!! (wörtl. Zitat).
Der arme Patient war dieser derben Worte wegen sehr überrascht und wagte erst nichts zu sagen. Als er nach einer Weile die Fassunng wieder gewann, fragte er sie höflichst nach dem Grunde der derben Wortwahl. Als Antwort bekam er noch viel derbere Worte in sein Gesicht geschleudert, was ihn für diese Nacht sprachlos machte.
Während der nächsten Nachtdialyse fragte der arme und sehr traurige Patient besonders ruhig, gefasst und unendlich freundlich die biestige Königin-Schwester nocheinmal nach dem Grund ihrer vorvortäglichen wüst derben Beschimpfungen. Bedauerlicherweise ergab sich kein vernünftiges Gespräch. Nun wandte er sich an die wirkliche Königin der Schwestern/Pfleger in dem er ihr sein Herzensleid kund tat. Sie war sehr erstaunt, offensichtlich sehr überrascht und betrübt dieser Nachricht wegen. Alsbald führte dann aber ein gestrenges Vier-Augen-Gespräch mit der Königin-Schwester.
Bedauerlicherweise ergaben sich keinerlei Veränderungen, weder im Verhalten noch in der Ausübung der auch noch schreckliche ausgeführten Künste der Königin-Schwester.
So musste es dann kommen wie es kam. Es kam zu einem Gespräch unter 10 Augen die da stammten von den beiden braven Shunt Patientinnen, dem armen betrübten Demers Katheter Patienten, der tatsächlichen Königin der Schwestern sowie des allerbesten Medizinmannes.
So ergab es sich, dass nur eine kurze Zeit später alle versammelten Medizinmänner und -frauen zu einer gar schnellen Einigung kamen.
Nach einem weiteren Gespräch mit dem, von allen Patienten und innen sowie der keuschen Schwestern/Pflegern, heiss und innig geliebten, hochverehrten und besonders klugen Medizinmann hatten die bedauernswerten und bis dato so fürchterlich leidgeprüften Patienten einen grossen Grund zu überschwenglicher Freude. Die böse selbsternannte Königin-Schwester jedenfalls ward von ihnen nimmer mehr gesehen und die Patienten und -innen freuten sich ihres Lebens und feierten bis in die frühen Morgenstunden zusammen mit den braven Schwestern/Pflegern. Es gab ein riesengrosses Fest für und mit allen.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann feiern sie wohl noch heute......
Soweit dazu. D. h. ich stimme Hati in ihrer Aussage voll zu. So schwer es für Dich wahrscheinlich auch ist, versuche unter den anderen Patienten Mitstreiter zu finden und dann......los gehts.
Ich drücke Dir die Daumen und bin in Gedanken bei Dir.
Limo