THEMA:

Wie ergeht es Euch mit dem Thema Dialyse?
Ich bin eher der offene Typ. Gebe Auskunft, wenn mich Jemand fragt und versuche auch ein stückweit Aufklärung zu leisten.

Was mich nur wahnsinnig nervt ist, dass man alles (z. B. Kollegen) alles erklärt hat. Auch, dass ich gesagt habe, man könnte sich das auch mal vor Ort anschauen, wie Dialyse geht. Natürlich kam keiner! Aber die Fragen nehmen nie ein Ende. „Kann Dir dein Mann keine Niere spenden?“ „Du hast doch auch noch einen Bruder, was ist denn mit dem“? Schließlich habe ich erklärt, dass ich zu 99,9 % nicht transplantiert werden kann. Der Grund dafür sind schwerwiegende Gerinnungsstörungen. „Gibt es denn da keine Tablette?“ „Ich würde an Deiner Stelle mal den Arzt wechseln!“

Oder was ich auch ganz oft zu hören bekommen: „Wie lange musst Du denn da noch hin? Wann wird das denn wieder?“

Ich muss dazu sagen, dass ich mich eigentlich ganz fit fühle. Es gibt aber auch Dialysetage, da bin ich einfach kaputt, dass ich nur noch ins Bett will. Ich ziehe dann den Telefonstecker und schlafe nur noch. Manchmal bin ich aber auch den nächsten Tag noch fertig, dass ich nicht arbeiten gehen kann. Aber wie gesagt, es ist nicht immer so.

Habt ihr denn auch solche Fälle erlebt? Und wie seid Ihr damit umgegangen. Muss man die Leute vor den Kopf stossen, was ich nicht will. Selbst wenn ich ihnen Seiten aus dem Internet über Dialyse gezeigt habe, kamen die Antworten wie: „Sie ja gar nicht so schlimm aus!“

die Frage wie lang musst du da noch hin, wann bist du wieder gesund habe ich auch schon sehr oft beantwortet. Aber ganz ehrlich, ich wusste vor der Krankheit auch nicht alles.
Ich mag nicht so gerne dauernd über das Kranksein sprechen, das beschäftigt mich grad genug.

Hallo Yoshi,

natürlich weiß man selbst auch nicht alles. Und ehrlich gesagt, habe ich auch oft gesagt, dass ich nicht mehr über meine Krankheit sprechen will. Aber es hat nichts genützt. Von Zeit zu Zeit werde ich halt immer wieder gefragt oder auch darauf hingewiesen. Ich weiß halt nicht, wie ich darauf reagieren soll. Ich will ja auch keinen vor den Kopf stossen. :S

Liebe Grüße
Zauberfee

Hallo zauberfee,
ja, kenne ich auch. Habe auch festgestellt, dass das Wissen besser Unwissen über Dialyse auch abhängig vom Standort der Dialysepraxis ist. Die „interessantesten“ Fragen bekomme ich immer in dem Ort an dem erst seit kurzen eine Dialysepraxis eröffnet hat. Dorthin musste ich wechseln, weil mein Doc nur dort PD anbietet. Die Schwestern dort haben das gleiche Problem.
Für mich als „Beutler“ ist das erklären besonders Ermüden. Mit „..das an die Maschine kommen..“ kann der normalfragende vielleicht noch etwas anfangen. In meiner Heimatstadt gibt es schon 20 Jahre eine Private Praxis und unser Kreiskrankenhaus hat auch eine Dialysestation. Typisch:
Kumpel: „Na Alter, wie geht’s. Bist du immer noch bei Koch im Lager hinterm Tresen?
Ich: „Nein“
Er: „Was?“
Ich: „Was was?“
Er: „Na was de jetzt machtst“
Ich: „Hausmann“
Er: (etwas triumphierend, weil ich immer ein großes Rad gedreht habe)„Ach was, Hartz 6 !?“
Ich: (etwas genervt weil ich jetzt doch etwas zu Privates preisgeben MUSS) „Nee, Rentner“
Er: (nervös mein Äußeres abchecken und nach Anzeichen suchen die im das Renteneintrittsalter von 65 Jahre und meine Person auf ein Niveau bringen. In seinem Gesicht sieht man es richtig arbeiten ..wann ist der geboren...das kann doch nicht sein..ist keine 55..) “........emmmm wie bitte.....Rentner....bist du schon....“
Ich: „Nein, bin zur Zeit erwerbsunfähig und beziehe eine Rente.“
Er: (wieder mein Äußeres abchecken und nach Anzeichen von Verfall suchend) „Was hasteden, Krebs?!)
Ich: „Nein, Probleme mit den Nieren“
Er: (Triumphierend) „Ach da muste an die Maschine, wie oft? Einmal die Woche?

Und an diesem Punkt wird es für die Pdler richtig schwierig. Sagst du jetzt nein, musst du erklären was PD ist. Und dazu hast du selbst keine Lust und die Lust deines Gegenüber schwindet bei dem Wort Katheder oder spätestens bei Diffusion und Osmose. Mann sieht dann richtig wie die Lichter im Gehirn ausgehen.
Sagst du ja, ist der Gegenpart befriedigt aber du müsstest Lügen.
Meist bin ich ein Lügner.
Außer bei den Leuten die mir wichtig sind.

Der Höhepunkt bei den Nervverhören ist dann die Frage, wann ich denn mein mir zustehendes Spenderorgan bekomme. Echt, als ob der Umstand dass ich noch keines habe dem Umstand geschuldet ist, dass ich mich nicht genug darum gekümmert habe.

Mein Standart bei diesen Menschen ist immer eine Gegenfrage:
„ Wann ich mein Spenderorgan bekomme??????? Erlaube mir eine Gegenfrage. Hast du einen Spenderausweis?.....? Nein?.... Da frage mich nie wieder nach meinem Spenderorgan!“

Trennt den Bekanntenkreis effektiv in Kumpels/Kumpelinen und Arschlöcher

GerdGerd, Erklärbär

Hallo GerdGerd,

du hast es so was auf den Punkt gebracht!!!!!! Genauso isses!!!! Ich bin 42 und bei mir wird auch der körperliche Verfall gesuchtt!!!! In deinem Alter wie geht denn das????

Irgendwie bin ich froh, dass ich mich mit diesem Problem nicht alleine rumschlagen muss!

Carpe diem!!!!


Zauberfee

Hallo Zauberfee,
kenne das nur zur Genüge.Erinnert mich stark an die Zeit als ich mit Dialyse angefangen habe.
Irgendwann hat man keine Lust mehr das zum 10. Mal an einem Tag zu erklären. Wie ist das, wie fühlt man sich, woher kommt das und wann ist das wieder geheilt usw.Es kommen dann so Kommentare, warum denn mein Bruder keine Niere spende. Die meisten sagen dann, sie würden sofort spenden. Dann kann ich immer nur sagen, das sieht aber anders aus wenn s denn soweit ist. Ausserdem will ich keine von meinen Brüdern. Manche fingen dann auch an zu schwadronieren sie kennen da einen guten Akkupunteur und Heilpraktiker, der kriegt das schon wieder hin.
Blöd ist auch, wenn einer fragt und ein anderer,der dabeisteht das schon 25 mal gehört hat. Man kommt dann ganz schnell in die Schublade, der erzählt ja nur noch von seiner Krankheit, obwohl man ja nur Fragen beantwortet.
Ich habe dann irgendwann gar nichts mehr erwähnt.
Meine Freunde wissen das, aber es ist gar kein Thema zwischen uns. Man fragt mich halt mal wie gehts und ich sage nur, wie immer halt. Kann natürlich darüber reden wenns mir mal nicht so gut geht. Habe aber festgestellt, umso weniger ich erzähle desto normaler werde ich behandelt. Viele wollen es ja auch gar nicht so genau wissen, weil sie dann schlechte Laune bekommen wenn ich alle Einzelheiten ausbreite
Bei Fremden halte ich mich kurz. ich muss halt seit 15 Jahren 3 x die Woche zur Dialyse und warte auf ne Niere. Fertig aus Schluß. Wenn dann Nachfragen kommen werden die von mir höflich aber kurz beantwortet, wobei ich aber auch mal erwähne das ich keine Lust habe darüber lange zu reden.
So fahre ich am besten. Es ist ja auch für einen selber nicht gerade aufbauend, wenn man sich seine Krankengeschichte mehrmals am Tag wieder rausholt und dann von irgend welchen Leuten, die das nicht ansatzweise nachvollziehen können bedauert wird. Du wirst Deinen Umgang mit dem Thema aber nach einer Weile schon finden.
Lass Dich nicht nerven.... Gruß Krischan

Nö, habe solche Fälle noch nicht erlebt.

Kollegen wissen bescheid, ein Mal erklären (damals auch mal die PD, hab ja halbes Jahr im Büro gebeutelt) und keine Probleme mehr.

Freunde... bei Interesse erkläre ich ausführlicher, sonst nur kurzer Hinweis auf Dialyse, wenn ich z.B. bei einem Treffen mal wieder 3 Stunden mit einem Glas sitze (:P)

Grüße, Elena.

mich nervt die fragerei nicht! warum sollte sie? mich wuerde es eher belasten, wenn es freunden und bekannten voellig egal waere, was los ist.
obwohl ich als jurist fruher ausschliesslich mit medizin befasst war, hatte ich von dialyse nur sehr wenig gewusst; eigentlich nur, dass sich mal wer an einer dialyseliege den zeigefinger fast amputiert hatte!
ich war ueberrascht, dass es in D ausreichend dialyseplaetze gibt, dass man fast weltweit reisen kann und dass man sogar kreunzfahrten machen kann.
warum sollte ich erwarten, dass nierengesunde alles wissen.
kaimana

Wir waren gerade umgezogen, als ich mit der Dialyse abfangen musste. Als ich jeden zweiten Abend mit dem Taxi abgeholt wurde und erst in den frühen Morgenstunden heim kam, gab es tolle Vermutungen. Ich habs mit Humor genommen. Ich war noch nichtmal dreißig und wollte weder krank sein, noch darüber reden oder anders behandelt werden.
Im engeren Kreis (Familie, engerer Bekanntenkreis) antworte ich kurz und freundlich. Es hilft Unbeteiligten kurze einfache Antworten zu geben und zu einem gemeinsamen Thema zu wechseln.
Nachfragen sind immer nett gemeint, dass sollte man bedenken.

LG von beri

Natürlich sind die Nachfragen nett gemeint. Ich gehe ja nicht davon aus, dass mir etwas böses will. Auch möchte ich nicht mit Samthandschuhen angefasst werden. Ich muss dazu sagen, dass meine Freunde alle über mich bescheid wissen. Sie sind es ja auch nicht, die nerven. Es sind meist die Arbeitskollegen (in meiner Abteilung – wir sind gerade mal 6 Leute), die mir Ihre „allerbesten Ratschläge und Kommentare“ geben.
Ich kenne da auch einen der zur Dialyse musste, der hat jetzt eine Niere vom Bruder bekommen. Geht ihm prima.
So krank siehst du doch gar nicht aus!
In deinem Alter? Das sind doch nur alte Leute die zur Dialyse müssen!
Sicherlich beantworte ich in der Regel die Fragen höflich, schließlich muss man ja auch mit den Kollegen zusammenarbeiten. Selbst wenn ich mal nicht darüber Auskunft geben, werde ich gelöchert. Da kann es dann doch mal passieren, dass ich etwas gereizt reagiere.
Aber ich denke, dass ich schon meinen Weg gehen werde. Danke für Eure Antworten!

Zauberfee

Hallo,
ich war ja schon mit Ende 30 Rentner. Wenn mich einer ansprach, warum ich nicht arbeite, und wovon ich lebe habe ich, wenn ich genervt war, immer geantwortet ich sei Privatier oder Couponschneider.>:D<.
Mal ne lustige Geschichte am Rande:
Ich fahr mit nem Motorroller genau am Kassenhaus des Berliner Zoos vor. Meine Freundin und ich steigen ab, nehmen den Helm ab und gehen zur Kasse. Ich frage die Kassiererin, ob es denn eine Ermässigung für Schwerbehinderte gebe. Die Kassierin sagt, ja, aber nur bei 100%. Darauf ich; das passt ja gut und halte ihr meinen Ausweis mit den 100% entgegen. Das erstaunte Gesicht werde ich nie vergessen:D
Gruß... Krischan

Was mich noch viel mehr nervt, sind die Leute, die zwar wissen, dass ich an der Dialyse bin, aber anstatt mal zu fragen was und wie das alles ist, mich so behandeln, als wäre ich schwerstbehindert (..und das mit einem Blick, als würde ich bestimmt jeden Moment sterben)
Ich verstehe zwar die Unsicherheit, würde in solchen Momenten aber lieber gefragt werden wie es mir geht.
Vielleicht hat jemand von euch den Film ziemlich beste Freunde gesehen, da fand ich das wirklich gut dargestellt, wie die Leute mit kranken Menschen umgehen 8-)

Hallo,

also ich glaube es ist sehr schwierig Menschen mit Behinderungen/Einschränkungen zu begegnen. Der eine möchte gerne gefragt werden (nur anschauen und/oder vorsichtiger Kontakt wird als nicht angenehm oder auch negativ empfunden). Der andere möchte am liebsten nicht zu viel gefragt werden zu seiner Erkrankung und tun als wenn nix wäre. Wieder jemand anders freut sich wenn er viel gefragt wird und Rede und Antwort stehen darf....jeder ist anders!!!

Ich finde ich als eingeschränkter Mensch sollte versuchen die Menschen die mich etwas fragen/mir gutes tun möchten/mich mitleidig anschauen in ein Richtung versuchen zu lenken die beiden gut tut ( der Versuch es beiden zu erleichtern). Woher soll ein fremder Mensch/Mitarbeiter oder auch Freunde und Leute aus der Familie wissen wie es (u.u. jetzt gerade) in MIR ausschaut?? Es ist noch keiner als Hellseher geboren. Es ist doch auch meistens wirklich nur gut gemeint. Vor vielen Jahren als ich in einem Berufsbildungswerk mich an einer Ausbildung versucht habe, habe ich auch einen gefragt wie er zu seiner Behinderung kam und er wollte nicht reden, kann aber dieses Verhalten (und umgekehrt) nicht auf alle Behinderten schließen und mich allen gegenüber gleich verhalten.

Es ist schwierig aber ich finde wenn man einen guten Spruch hat, das Eis bricht und sagt was man möchte (bitte stelle mir keine Fragen zu meiner Erkrankung/Frag mich was Du möchtest) dann funktioniert es doch ganz gut. Genauso kann man (finde ich ) auch mal sagen Ich möchte da nicht drüber reden. Warum nicht, wenn einem da nicht nach ist....

Die Leute sind wahrscheinlich deswegen nicht mit auf die Dialysestation gegangen weil sie sich nicht vorstellen können, diese vielen kranken Menschen, Blut, Spritzen, Nadeln, traurige Gesichter [Horrorgedanken] usw....sehen zu müssen?! Und es gibt eben auch noch Menschen die sind GESUND! Und das von Geburt an (kann ich mir auch nicht vorstellen). Meine Schwiegereltern reagieren auch immer sehr ungläubig wenn ich mit einem neuen Thema (Knie, Rücken, Psyche, Weisheitszähne, Nierenerkrankung) an mir rumdoktern lasse. Die sind gesund. Die gehen zwei mal im Jahr zum Arzt einmal bei ner Erkältung und zur Vorsorge oder so und das wars. Und dann finde ich solche Fragen nicht schlimm, wie Du sie geschrieben hast. Das sprengt halt manchen Menschen die Vorstellungskraft. Sie sind interessiert an Dir haben aber auch keine Ahnung was mit Dir und in Deinem Körper so passiert.


Ich wünsche allen einen sonnigen Tag und ein schööööönes Wochenende

Stefanie

Mir gehen solche Fragen auch auf die Nerven, aber nicht wegen der Fragerei an sich, sondern weil ich den Eindruck habe, daß die Leute nicht mal richtig zuhören was man antwortet. Ich habe in Kürze 20jähriges Jubiläum, und nach so langer Zeit fragen ohnehin nur noch flüchtige Bekannte die man ab und zu mal trifft. Und treffe ich sie nach ein paar Wochen dann mal wieder geht es wieder von vorne los mit: Mußt du da immer noch hin?
Was ich nicht verstehe ist: Warum fragen die Leute überhaupt, wenn sie so wenig Interesse an den Antworten haben, daß sie sich nicht einmal merken können, daß ich für den Rest meines Lebens zur Dialyse muß?
Wenn ich allerdings den Eindruck habe, daß jemand wirklich interessiert ist und auch zuhört, dann gebe ich gerne Auskunft. Allerdings kam das noch kaum vor, auch in meiner Familie so gut wie gar nicht. Auch nach 20 Jahren haben sie noch nicht einmal Ahnung, wie eine Dialyse abläuft oder was es genau mit dem Gewicht und zu- bzw. abnehmen auf sich hat. Aber man kann nunmal niemanden zwingen, sich für etwas zu interessieren.

vielleichte wollen deine fluechtige auch nur dir eine freude machen, mit den fragen, also interesse zeigen.
es ist doch genauso wie sonst: auf die frage wie geht es dir wenn man sich trifft, sagt man auch danke gut und dir? wie es dem anderen geht ist nicht entscheidend. die hoeflichkeit darin liegt, dass man gefragt hat!
kaimana

Flüchtige Bekannte wollen meistens nur Smalltalk machen. Bei der Suche nach einem Gesprächstheme fällt den meisten ein: Der war doch krank, ich glaub Niere, bin mir aber nicht sicher. Kranke muss man fragen, wie es ihnen geht. Anschließend ein wenig bedauern und dann hab ich mich genug mit dem unterhalten. Achja der spricht ja nur über seine Krankheit.

Deshalb antworte ich bei Bekannten auf die Frage Wie geht`s meist mit einem blöden Spruch (z.B.: Schlecht wie immer) und überlege mir ein anderes Gesprächsthema: War er zuletzt Krank, in Urlaub, sollte ich nach dem Ehepartner, der Abeit fragen? Das hat er mir bestimmt bei unserem letzten Treffen alles erzählt, ich sollte wirklich besser zuhören :-)

Wolle hat es gut beschrieben.
Jeder Mensch hat seine Probleme, auch unabhängig von Krankheiten. Da ertappt man sich doch selbst dabei, nicht jedes Detail von z.Bsp. den Beziehungsproblem der Nachbarin ständig hören zu wollen. Oder überlegen zu müssen, war die Oma noch im Pflegeheim oder nicht schon gestorben.
Ich habe festgestellt, je mehr man die Aufmerksamkeit auf ein Problem lenkt, um so größer wird es. Damit meine ich die eigene und die der anderen.
Mich hat nicht mal mein Mann an der Dialyse besucht. Er wusste, ich hab dort Ärzte und Schwestern mit denen ich alles bereden kann. Warum hätte er sich das ansehen sollen? Wer so etwas nicht kennt, ist garantiert geschockt von den Maschinen und dem Blut in den Schläuchen. Wie es für einen persönlich ist und wie man damit zurecht kommt, sieht man nicht in der Dialysestation.
Wichtiger ist doch genau das Gegenteil, allen zu zeigen, dass man nicht nur aus Krankheit besteht, sondern aus sehr viel mehr Leben.

Mir käme es auch nicht in den Sinn zu den monatelangen Kieferbehandlungen eines Freundes zu gehen, um es mir anzusehen. Schlimm genug, dass der Gute oft kaum sprechen kann.
Wenn mir jemand von seinen Krampfadern erzählt, will ich die auch nicht sehen. Das hat nichts mit Desinteresse zu tun.

LG, beri

Also, nichts gegen Smalltalk, aber für mich hat es eben nichts mit Höflichkeit zu tun, wenn man jemanden etwas fragt und ihm dann durch sein Verhalten zeigt, daß man an der Antwort nicht im Geringsten interessiert ist, z.B. überhaupt nicht zuhört was der Andere antwortet oder ihn unterbricht. Aber gut, vielleicht bin ich da, wegen eigenen Erfahrungen, etwas überempfindlich was Respektlosigkeiten angeht. Jeder hat eben seine eigene Sicht der Dinge, da sollte man sich nicht drüber streiten

@ beri: In meiner Familie hat es doch mit Desinteresse zu tun. Wenn es um meine Schwester ginge, ja, da würden sie sich nicht wieder einkriegen vor Anteilnahme und Hilfsangeboten. Aber gut, das kann man eben nicht ändern, und ich erwarte auch gar nicht, daß sich einer interessiert.
Schöne Grüße von
Hachiko

wenn ich wen einfach ohne anlass frage wie geht es ist es halt mehr hoeflichkeit. was anderes wenn wer gerade eine neue akute krankheit durchmacht. aber sonst will ich nicht minutenlang medizin details hoeren, die eh nur im kopf rein und raus gehen. auch bei anderen dia-pats ist es so, denn jede behandlung ist eh anders.
ich antworte meist auch lustig mit dem spruch, schlechten leuten geht es immer gut ( auch dann, wenn ich mich nicht wohl fuehle). wenn mich was wirklich interssiert, fasse ich tiefergreifend nach.

ich denke fast jeder hat sein packl zu tragen, und freundliche kommunikation muss nicht in ewig dauernden austausch ueber krankheit ausarten. man muss es einfach locker sehen.
kaimana

Hallo!
Womit ich auch schlecht umgehen konnte, wenn man sich mal schlecht fühlt und Kollegen oder Freunde sagen, wie gut man doch aussieht. Auf meinen Einwand, so fühle ich mich heute aber garnicht, kam dann: jetzt macht man mal Komplimente. Dann will sie die garnicht hören.
Aber auf der anderen Seite habe ich mit Sicherheit auch schon Freunde enttäuscht, denen ich vielleicht in manchen Situationen auch nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegen gebracht habe. Wann trifft man schon auf Menschen, die im gleichen Moment genauso ticken wie man selber.
maritimo

Kenn ich aus der Zeit vor der Dialyse. Ich hatte zu meinem Körpergewicht von 48 Kilo über 7 Liter Wasser eingelagert. Mein Gesicht sah aus, als würde es gleich platzen. Im Liegen kriegte ich keine Luft mehr. Wie oft mir da gesagt wurde, wie gut ich aussehe und dass ich ganz schön zugenommen habe... ;-)
Nun ja, hat bei mir auch erst einige Zeit gedauert, ehe ich Dialysepatienten mit prallen Bäckchen als leicht überwässert zuordnen konnte.
Ein anderer Denkansatz ist, dass jemand vielleicht damit trösten will. Ich hatte Phasen, wo ich Probleme mit den körperlichen Veränderungen hatte. Mein Mann hat an trübsinnigen Tagen oft auch gesagt, dass man mir nichts ansieht, um mich aufzumuntern.
Was soll jemand auch sagen, wenn es einem nicht gut geht? Es tut mir leid?, Das wird schon wieder?
Was sagen wir zu anderen, denen es schlecht geht? Bestimmt oft das Falsche.

beri

Au ja, das kenne ich auch. Ich bekomme neuerlich dauernd gesagt, wie blendend ich doch aussehe. Eh klar - plötzlich gertenschlank (nach der Nephrektomie), pralles, faltenfreies Gesicht (Wassereinlagerung) und auch noch auf eigenen BEinen unterwegs. Blöd nur, dass die äußere Optik keineswegs mit meinem richtigen Zustand übereinstimmt. Aber es glaubt einen ja keiner, dass man sich mies fühlt, wenn man so gut aussieht..

lg, Anni

egal wie es mir gerade geht (bei drei schweren chronischen krankheiten) freue ich mich immer wenn mein umfeld meint, ich saehe gut aus. ich will nicht wie eine lebende leiche angesehen werden und erst nicht nicht hoeren ach du siehst ja schlecht aus ausser wenn ich vielleicht gerade grippe habe, oder mich ein radler oder ein autofahrer gerade umgenietet haben!
kaimana

ich bin auch überglücklich ,daß mir keiner gleich die krankheit ansieht und ganz normal mit mir umgegangen wird !!!! lg taffi

Hej kaimana,

so ist es!! (tu)

Boris

Hallo,
erst einmal freue ich mich, dass doch so eine angeregte Diskussion darüber gestartet wurde. Das zeigt mir, dass es den meisten Pat. doch genauso geht. Sicherlich hat jeder eine andere Auffassungsgabe begzl. seiner Erkrankung. Auch freut man sich wenn man vom Umfeld „Komplimente“ bekommt! Aber ist es nicht auch so, dass man sich manchmal fragen muss, wieso wollen die Leute etwas wissen, was sie eigentlich gar nicht hören wollen? Ist das denn dann der „respektvolle“ Umgang? Ich glaube nicht! Auch ist für mich nicht nachvollziehbar, warum man immer mit diversen „Wunderheilern“ und „Bekannten“ die dasselbe haben „kokettiert“.

Es stimmt mich im nachhinein traurig! Aber so spielt das Leben!:S

auch das ist smalltalk, wenn man was fragt, was einem letzlich ziemlich egal ist.
wenn wer in der tuerkei erlaub gemacht hat, frage ich auch: wie es war, wie das hotel war etc; aber letztlich geht es rein und raus, da ich da eh nicht hin will. vielleicht stelle ich in einem jahr wieder die gleichen fragen!
wenn sich wer ein neues motorradl gekauf hat, frage ich auch einiges, aber merken tue ich es mir nicht, da ich keines fahren werde.
ich koche gerne und recht gut. dann werde ich was gefragt. der fastfoodvertilger fragt, vergisst aber gleich alles. derjenige wird es nie im leben kochen.
das ist einfach unterhaltung. mir lieber als mich nur immer ueber die normative kraft des faktischen zu unterhalten.
kaimana

Ich möchte auch nicht, dass man mir ständig meine Krankheit ansieht. Aber ich hatte z. B. nach der Dia oft gerötete Augen. Keiner wußte genau warum, wahrscheinlich einfach von der Anstrengung. Und an einem Tag, an dem das besonders extrem ist und ich mich im Spiegel selber erschrecke, dann solche Komplimente zu bekommen hat mich doch zumindest irritiert.
maritimo

oh---das mit den geröteten augen kenne ich auch ---eigentlich sollten sie ja trocken sein und so ein bißchen eingefallen sehen sie auch aus,weil die lider wieder ohne wasser sind ,auch am tag nach der dia ,da sehe ich schon richtig elend aus ---am besten gefalle ich mir sonntags ,schön aufgefüllt --aber mit schlechter kondition ----wer soll das schon verstehen von den normalen menschen ???---also ich unterhalte mich lieber über ganz normale sachen,von denen jeder eine ahnung hat ! lg taffi

Ich glaube ich habe mich in manchen Dingen falsch ausgedrückt. Ich will mit meinen Posting weder Mitleid noch ständiges Gequatsche über Krankheiten.

Was mich nervt sind nicht die Freunde, Kollegen und Bekannte, die im Grunde sehr gut und gelassen mit meiner Situation umgehen. Es sind eher Menschen, die über mich Bescheid wissen, aber es ignorieren, wenn ich nicht mit Ihnen über gewisse Dinge sprechen möchte. Denn auf diese Art von „Smalltalk“ kann und will ich gerne verzichten. Sicher fragt man den einen oder anderen über seinen Urlaub aus, auch wenn man da gar nicht hin will. Auch über neue Anschaffungen kann man Smalltalk betreiben. Egal ob es einen interessiert oder nicht.

Zitat von Hachiko:
Was ich nicht verstehe ist: Warum fragen die Leute überhaupt, wenn sie so wenig Interesse an den Antworten haben, daß sie sich nicht einmal merken können, daß ich für den Rest meines Lebens zur Dialyse muß?
Wenn ich allerdings den Eindruck habe, daß jemand wirklich interessiert ist und auch zuhört, dann gebe ich gerne Auskunft.

Wie sagt man doch so schön? „Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Klappe halten“

die Zauberfee

Auch scheint das Thema Krankheit (im weitestens Sinne) immer wieder herhalten zu müssen, wenn anderer Gesprächsstoff ausgeht. Wenn wir uns in der Gruppe unterhalten und plötzlich ist Ebbe, kann man Marita immer noch fragen, wie es denn so geht. Auch wenn ich mich mit betreffender Person ansonsten noch nie unterhalten habe. Da darf man sich doch wundern.
LG

Ja, das stimmt. Und ich finde, dass hat mit normalen Smalltalk und höflichem und respektvollem Umgang nichts mehr zu tun! Smalltalk unterhalte ich übers Wetter und so! Aber nicht über die ernsten Dinge des Lebens!

Zauberfee

Da hast Du recht, genau wie alle anderen. Aber daß mich die Fragerei nervt liegt wohl hauptsächlich daran, daß mir jedesmal, wenn ich es ausspreche, wieder schmerzlich bewußt wird, daß es eben wirklich so ist: Ja, ich muß da immer noch hin, ich werde für den Rest meines Lebens da hinmüssen, es wird mir nie wieder besser gehen. Natürlich weiß ich das immer, aber wenn ich es ausspreche dann wird es jedesmal noch ein bißchen wahrer. Und mir bekommt die Dialyse gar nicht gut, seit der ersten vor 20 Jahren habe ich hinterher diese Übelkeit, gegen die man anscheinend nichts machen kann. Nichts bleibt im Magen, nicht mal ein Schluck Leitungswasser, und seit ein paar Monaten hänge ich auch noch am freien Tag nach dem Mittagessen über dem Eimer, Frühstück gibt es da sowieso schon lange nicht mehr. Erst am frühen Nachmittag wird es dann besser und ich kann was essen, aber nur wenn vorher das Mittagessen wieder rausgekommen ist. Es bringt also leider auch nichts, das Mittagessen auf später zu verschieben. Ich frage mich, wie lange es noch dauert, bis ich gar nichts mehr essen kann. Aber das geht diese Leute alles nichts an, und deshalb lasse ich auch diese Fragen über mich ergehen, auch wenn es nervt.
Im Übrigen unterhalte ich mich auch lieber über anderes als Krankheiten, ich habe sie schließlich jeden Tag, da muß ich nicht auch noch ständig drüber reden, auch wenn vielleicht dieser Eindruck entstanden ist. Ich bin es ja auch nicht, die davon anfängt, das sind die Anderen mit ihren Fragen.

genau das nervt mich auch. Jedesmal wenn ich erzähle wird mir selbst wieder bewusst, daß ich meine Situation nen paar unfähigen Ärzten zu verdanken habe, die mir in jungen Jahren das Leben versaut haben. Und ich kann gar nichts dagegen tun. Bin mein Leben lang unheilbar krank. Da kriegt man schon manchmal schlechte Laune.
Krischan

2005 auf einer kreuzfahrt war ich gerade im aufzug von der dialyse auf mein deck. 2 ziegen kamen rein, der verband schaue doof aus, ich solle was mit langem arm tragen und warum ich den verband habe.
schlagfertig sagte ich vorhin war im aufzug eine rolle mit rostigem stacheldraht, daran haette ich mich verletzt! die ziegen eilten zur rezeption, um sich zu beschweren, dass stacheldraht im aufzug transportiert werde. ca nach 4 min ging mein tel! bitte frau ... seien sie weniger kreativ bei ihren antworten.

die ziegen nebst begleit geschwader, mochten mich nimmer. aber die damen an der reception konnten sich vor halten kaum halten!
kaimana