In meinem Zimmer gabs einen Problempatienten, der immer zuspät zur Dialyse gekommen ist, weil er gearbeitet hat.
Schwer zu sagen wieso er nicht in Pension gegangen ist. Die Schwestern mussten oft länger bleiben damit er genug Dialysezeit bekommt.
Montag hat er abgesagt weil er schon sospät dran war.
Heute am Mittwoch ist er nicht mehr gekommen, er ist seit Montag verstorben. Genaues darf ich malwieder nicht wissen wegen Datenschutz, aber man kanns sichs denken, weil er die Dialyse ausgelassen hat und die Wochen vorher schon sehr schlampig mit seinem Kt/V war.
Der Alip.....allein seinen Namen zu denken macht mich schwermütig, ihn auszusprechen lässt mich weinen.
Dabei hab ich versucht ihn nicht zu mögen, wenn wir mal im selben Krankentransport waren musste ich ewig lang warten bis er fertig ist.
Aber genau deshalb fühl ich mich innerlich erst recht mies. Ich habe das gefühl, ich hätte ihn helfen können und habe es nicht getan, kein Dialysepatient sollte wegen Berufstätigkeit sterben, vielleicht hät ich ihn mal drauf ansprechen sollen ob er in Pension will.
Ich bin so ein Arsch im nachhinein betrachtet. Leb ich einfach in saus und braus in meiner Pension, schau ihm dabei zu wie er sich abrackert und hätte ich ihm Hilfe angeboten würde er vermutlich noch leben.
Der Alip war nur 41 Jahre jung, 7 Jahre älter als ich.
Gestern hab ich noch gesagt, wenn der transplantiert wird wäre ich aber wütend....weil man mich wegen weit weniger Unzuverlässigkeit von der Warteliste genommen hatte. Vermutlich ist das der Grund wieso ich ihm nicht angesprochen hab ob er Hilfe wegen der Pension braucht. Das bereue ich jetzt zutiefst....Zwietracht ist keine meiner guten Charaktereigenschaften fürchte ich.
Der Vorwurf den ich mir mache ist klar unterlassene Hilfeleistung mit tödlichem Ausgang. Man sollte einen Mitpatienten helfen mit Problemen die man selbst im ersten Jahr hatte und vorallem wenn man sich auskennt.
Also, ich bin ein Arsch. Und ein klein wenig Rassist und politisch viel zu weit Rechts. Wenn man einem gut integrierten Migranten nicht hilft macht man sich doch selbst zum Parasiten. Ich schäme mich für mich selbst.
lg
Chris
EDIT:
Es ist übrigens der selbe Bettnachbar über den ich schon Anfang des Monats im anderen Thema im Seelenspiegel geschrieben hab, kann man also auch beide Themen zusammenfassen.