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Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 14 Jan 2013 14:08 #489982

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Hallo,
ich bin ganz neu hier. Ich habe seit 20 Jahren eine chron. Niereninsuffizienz und bisher ging es mir ganz gut dabei. Nun sind meine Werte plötzlich deutlich schlechter geworden, mir geht es auch sehr viel schlechter und am kommenden Montag habe ich einen Voruntersuchungstermin zum Legen eines Shuts um baldmöglichst dialysiert werden zu können. Ich habe schreckliche Ängste vor allem was da jetzt auf mich zukommt und fühle mich total überfordert. Zum Glück habe ich diese Seite gefunden und ich habe schon ganz viel gelesen aber mich noch nicht getraut zu schreiben.
Nun meine Frage:
Ich arbeite Vollzeit in einer Beratungsstelle und bislang weiß mein Arbeitgeber nichts von meiner Erkrankung. Wann muss/sollte ich mit ihm darüber sprechen? Ich habe Angst, dass er mich entlässt und muss ich überhaupt jetzt schon mit ihm darüber sprechen oder erst wenn ich an der Dialyse bin und nicht mehr voll arbeiten kann. Im Moment bin ich nicht krankgeschrieben und versuche trotz alledem ganz normal weiter zu arbeiten.
Wie war das bei Euch? Ich freue mich auf Eure Antworten.

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 14 Jan 2013 17:52 #489992

  • Hati
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Hallo Goldesche,

hast Du schon einen Schwerbehindertenausweis beantragt? Wenn nicht, dann umgehend beantragen, ab Beginn der Dialyse stehen Dir 100% zu, vorher kommt drauf an. Wenn Du bereits einen hast, dann kannst Du bei Dialysebeginn eine Verschlechterung und damit Erhöhung der % beantragen.

Beides müßtest Du ja sowieso deinem Arbeitgeber anzeigen. Es gibt Urteile, wo Schwerbeschädigte ihren Arbeitgeber nicht informiert haben und er in Unkenntnis dieses Sachverhaltes die Ausgleichzahlung machen mußte. Der Schwerbeschädigte mußte diese im Nachhinein als Schadensersatz an den Arbeitgeber zahlen. Außerdem gelten dann ja besondere Kündigungsmodalitäten. Allein wegen der Schwerbeschädigung könnte Dir dein Arbeitgeber nicht kündigen.

Über die Gründe deiner Schwerbeschädigung und welche Krankheit Du hast, mußt Du eigentlich nicht mit deinem Arbeitgeber reden. Ich bin allerdings damit immer offen umgegangen. Ich kann ja kein Verständnis erwarten, wenn es mal nicht so geht, wenn die Leute auf der Arbeit nicht wissen, was los ist. Außerdem ist man bei vielen Dingen nicht eingeschränkt trotz der 100%, wie soll das ein Arbeitgeber aber einschätzen, wenn er nicht in etwa weiß, was los ist.

In einer Beratungsstelle könntest Du wahrscheinlich auch mit Dialyse arbeiten, wenn es Möglicheiten zur Dialyse am Abend oder ín der Nacht gibt. Ansonsten wäre eine Heimdialyseform angeraten, wobei es bei der Heimhämodialyse einige Monate dauert, bis Du sie wirklich zu Hause machen kannst und in manchen Gebieten partnerlose HHD nicht so gern praktiziert wird. Bei der Bauchfelldialyse geht es schneller, mache Dich mal diesbezüglich sachkundig.

Viele liebe Grüße
Hati

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 14 Jan 2013 18:13 #489993

  • Krischan
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Hallo Goldesche,
Du solltest als erstes nach der Shunt OP einen Schwerbehinderten Ausweis beantragen. Sobald der Antrag läuft, braucht der AG die Zustimmung der Hauptfürsorgestelle für eine Kündigung. Und das ist dann für den AG nicht mehr so einfach.

Abgesehen davon halte ich es für sinnvoll, wenn Du an die Dialyse kommst mit offenen Karten zu spielen.
Ich hatte damals auch unheimliche Angst um meinen Job als ich an die Dialyse kam.
Mein AG wusste nichts davon, daß ich schon jahrelang Nierenkrank war, sonst hätte ich den Job nach dem Studium wohl kaum bekommen. Irgendwann war dann aber auch die Dialyse nötig.

Ich bin damals ins Krankenhaus zur Shuntanlage und wurde da auch gleich dialysiert, weil die Werte so schlecht waren

Ich hab mir dann ne Story ausgedacht, so von wegen plötzliches Nierenversagen und keiner weis wie das gekommen ist.

Hatte damals auch Angst, daß die Kündigung kommt, da ich meinen eigentlichen Job im nicht mehr machen konnte.Ich war im Aussendienst tätig und mein eigentlicher Beruf war eigentlich nicht mehr machbar. Damals gab es auch noch keine Spät/ Nachtdialyse und CAPD hab ich nicht vertragen.

Ich hab dann ein Gespräch mit meinem obersten Chef gesucht.
Dieser war damals sehr verständnissvoll und richtete es so ein, daß ich nur noch in Berlin eingesetzt wurde. Auch die 3 Stunden die Woche, die ich früher gehen musste wurden mir bezahlt. Später dann ging es nur noch halbtags im Innendienst.

Leider wurde dann die Geschäftsführung ausgetauscht und das Verständniss für kranke Mitarbeiter nahm rapide ab. Ich bin dann nach 7 Jahren auf Rente gegangen

Ich denke Du solltest spätestens wenn Du den Shunt hast die Karten auf den Tisch legen. Musst ja nicht erzählen, das Du seit Jahren krank bist und das bei der Einstellung nicht erwähnt hast.
Dann solltest Du auch einen Plan haben, was denn jetzt passiert. Kannst Du dann noch volltags arbeiten mit CAPD oder Nachtdialyse oder ist halbtags besser?. Oder vielleicht Hamburger Modell?

Wenn Du der Geschäftsleitung einen konkreten Vorschlag machst, wie Du Dir den weiteren Arbeitsalltag vorstellst, kommt das immer gut an.

Ich denke Deinen Bürojob kannst Du durchaus weiter ausüben. Das Problem ist eben nur die zeitliche Einschränkung durch die Dialyse.
Das musst Du so auch Deinen Vorgesetzten klar machen. So nach dem Motto: Ich bin noch genauso leistungsfähig wie bisher, nur die Zeit ist jetzt eingeschränkt.

Ich war damals erstaunt, wie viel Verständniss mir von den meisten Kollegen und Vorgesetzten entgegengebracht wurde. Und ich hatte auch eine richtige Panik davor auch noch ohne Job dazustehen.

Gruß...... Krischan

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 15 Jan 2013 17:44 #490011

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Hallo Hati und Krischan,
ich danke Euch für die Antworten!
Ich habe jetzt am kommenden Montag den Vorbesprechungstermin zur Shunt -OP und dann muss ich sehen, wann die OP stattfindet. Den Antrag auf Schwerbehinderung habe ich am letztenWochenende gestellt, bin gespannt, was dabei raus kommt. Bin ich tatsächlich schon vor Kündigung geschützt, wenn ich den Antrag gestellt habe aber noch keine Antwort habe? Kann ja sein, dass ich, da ich noch keinen Shunt habe und noch nicht dialysiert werde, noch keine 50% bekomme..

Ich bin froh, mich mit Euch austauschen zu können, das entlastet mich sehr.

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 15 Jan 2013 18:21 #490012

  • Krischan
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Hallo,
soweit ich das vom Sozialarbeiter des KFH erfahren habe, gilt der besondere Kündigungsschutz schon, wenn der Antrag eingereicht wurde.
Ich habe damals erst 80 % bekommen da ich den Antrag schon vor Dialysepflicht gestellt habe. Allerdings begann die Dialyse bereits einige Tage, nachdem ich den Bescheid erhalten hatte und ich habe sogleich einen Verschlimmerungsantrag gestellt und bekam dann ohne weitere Untersuchungen gleich 100% bekommen.
Wenn Du ins Krankenhaus musst, würde ich gleich erstmal einen Termin mit der Sozialberatung dort machen. Die müssten sich da auskennen und können Dich beraten, wie Du am besten vorgehst und welche Rechte Du hast.

Arbeitsrechtlich ist eine krankheitsbedingte Kündigung durchaus zulässig.
Das ist aber nur dann der Fall, wenn es Dir durch Deine Erkrankung nicht mehr möglich ist, die vertraglich vereinbarte Tätigkeit zu leisten.
Das ist aber bei Dir als Bürokraft definitiv nicht der Fall.

In meiner Firma wäre es wohl damals zu einer wesentlichen Verschlechterung des Betriebsklimas gekommen, wenn die Geschäftsleitung einen Mitarbeiter, der immer mit den besten Beurteilungen bewertet und bei allen Kollegen beliebt war wegen plötzlicher unverschuldeter Erkrankung gekündigt hätte.
Unser Vorstandsvorsitzende war eher menschlich sehr betroffen und erschüttert und hat alles getan um mir das Arbeitsleben soweit wie möglich zu erleichtern.
Mehr Probleme hatte ich mit einigen wenigen Kollegen, die ihre Chance gesehen haben, mich aus meinen Posten als Teamleiter zu drängen, um den selbst zu übernehmen ( widerlich!!!:X)
Gruß..... Krischan

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:(Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 15 Jan 2013 19:20 #490015

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Hallo Krischan,
danke für Deine schnelle Antwort. Das mit der Sozialberatung im Krankenhaus ist ein super guter Hinweis. Wenn ich zum Shuntlegen muss, werde ich das gleich ansprechen. Ich habe außerdem heute einen Termin beim VDK ausgemacht und werde am nächsten Mittwoch dort die Leute mit meinen Fragen löchern. Außerdem habe ich inzwischen eine ganz gute Broschüre ( auch als pdf erhältlich)im Internet gefunden. Die heißt Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben und Nachteilsausgleiche. Ich habe noch lange nicht alles gelesen aber da sind wohl auch gute Infos zu finden. Leider steht da zu lesen, dass wenn der Antrag auf Schwerbehinderung gestellt wurde und noch kein Bescheid vorliegt, kein besonderer Kündigungsschutz vorliegt:(.
Ja, das mit den Kollegen kann ich mir gut vorstellen und ich glaube, das wird auch mich erwarten. Es reicht ja wirklich aus, dass man diese Krankheit hat, da braucht man eigentlich nicht auch noch solche KollgeInnen. Konntest Du denn trotzdem die Teamleitung weiter machen oder geht das nicht mehr?
Ich überlege, wie es bei mir gehen könnte mit der Arbeit. Eine Nachdialyse gibt es bei uns leider nicht und im Moment kann ich mir nicht vorstellen, HD zu machen obwohl ich eine medizinische Ausbildung habe. Die Vorstellung, diese Gerätschaft in meinem Zuhause zu haben gruselt mich derzeit noch mehr als 3 x in der Woche ins Dialysezentrum zu gehen.
Ach so, was heißt denn eigentlich Hamburger Modell, hört sich spannend an. Wahrscheinlich gibt es hier auch Antworten dazu, muss noch viel bei Euch schmökern.
Nachdem ich nun so lange Zeit alles vor mich hergeschoben habe, tut es mir unheimlich gut, mich mit mit der Situation auseinander zu setzen, vorallem, da ich lese, dass ich nicht allein bin mit meinen vielen Fragen.
Herzliche Grüße für Dich

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Re: :(Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 15 Jan 2013 21:13 #490022

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Hallo,
Hamburger Modell heißt, daß Du (vorrübergehend??) teilzeit arbeitest und die restliche Zeit, die Du ja an der Dialyse verbringen musst, Krankengeld beziehst. Genau hab ich da nicht soviel Ahnung, aber der Sozialdienst im Krankenhaus kann Dich über die Vor- und Nachteile aufklären.
Gruß...... Krischan

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Re: :(Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 16 Jan 2013 08:50 #490025

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Das Hamburger Modell ist eine Form der Wiedereingliederung nach Krankheit/Reha !
de.wikipedia.org/wiki/Hamburger_Modell_(Rehabilitation)

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Re: :(Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 16 Jan 2013 17:18 #490034

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Hallo,
vielen Dank für Eure Infos und Anregungen. Jetzt hab ich viel zu lesen und auch eine Vorstellung davon, welche Fragen ich am kommenden Mittwoch bei meinem Termin beim VDK stellen muss.

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 28 Jan 2013 10:52 #490380

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Hallo,
mein Mann ist seit 8 Jahren nierenkrank und seit 5 Jahren an der Diayse.
Im letzten Jahr vor der Dialyse ging es ihm schon sehr schlecht. Er war nicht mehr leistungsfähig( hat er aber glaube ich sebst nicht so gesehen). Dann gab es goße Probleme mit dem Arbeitgeber, sodass er einen Behindertenausweis beantragt hat. Er erhielt 30%, was natürlich für einen Kündigungsschutz zu wenig ist. Wir haben dann sofort einen Gleichstellungsantrag beim Versorgungsamt gestellt, damit kann man die Gleichstellung mit 50% GdB erreichen. Nach Eintritt der Dialysepflicht ( dann 100% GdB ) war er dann 10 Monate kankgeschrieben. Nach 8 MonatenTraining zur Heimdialyse und 2 Monaten Eingewöhnung zu hause ging er dann wieder vollzeit arbeiten. Er hatte vorher über seine gesundheitliche Situation nicht gesprochen, was meines Erachtens zu diesen Problemen geführt hat. Als mein Mann noch im Krankenhaus war, hatte ich ein gutes Gespräch mit dem Arbeitgeber und die ganze Situation erklärt. Heute ist mein Mann und ich glaube auch der Arbeitgeber ganz glücklich. Natürlich ist vollzeit arbeiten und tägliche Dialyse ein großer Kraftakt für alle Beteiligten und trotz wenig Freizeit ist noch vieles möglich. Durch die finanzielle Grundlage ist es uns auch möglich unseren Urlaub mit unsern beiden Kindern im Süden zu verbringen.
Außerdem glaube ich, dass die Berufstätigkeit für das Sebstbewusstsein meines Mannes sehr wichtig ist.

Grüße

Mondschein

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Re: Wann sag ich es meinem Arbeitgeber 07 Feb 2013 15:04 #490655

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Hallo Mondschein,
danke für Deine Antwort. Ich habe inzwischen auch einen Antrag auf Schwerbehinderung gestellt und warte auf das Ergebnis. Am kommenden Montag habe ich einen Termin bei verdi, wo ich Mitglied bin und ich hoffe auf weitere gute Beratung. Mal sehen, wie das alles weitergeht.

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Hi :)

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