Hallo Jens,
Frage....schreitet deine IgA-Nephritis noch vorran, oder wurde sie z.B. mittels Plasmapherese erfolgreich gestoppt?
Ist schwer einzuschätzen wie deine Lebensqualität in Zukunft aussehen wird, ob du an die Dialyse musst oder nicht, ob deine Harnmenge sich reduziert und aufhört, oder nicht.
Die Lebensqualität an der Dialyse geht ja gravierend zurück, sobald die Restfunktion aufhört. Dann staut sich Kalium an, man darf kein Obst/Gemüse mehr essen, vorallem Kartoffeln sind tabu. Muss auf die Menge achten die man trinkt. Und viele Dialysepatienten können bei Hitze schlecht schwitzen und kriegen schnell nen Hitzekoller.
Nehmen wir an, deine Nieren geben in den nächsten 5 Jahren völlig den Geist auf, wegen Bluthochdruck oder IgA-Nephritis. Dann ist deine Situation kaum mit der jetzigen vergleichbar.
Bauchfelldialyse bedeutet ja z.B. auch im Spital zu liegen. Ich bin aktuell selber Hemo-Dialyse-Patient und überlege auf Bauchfell zu wechseln.
Das bedeutet 1nen Tag stationär liegen im Spital und danach 1ne Woche Einschulung und Training. Die Krankenkasse zahlt mir die Hin&Retourfahrt nicht 5x die Woche, darum werd ich im Spital bleiben müssen für ne Woche....
Im Allgemeinen ist es schwer vorstellbar, dass ein Dialysepatient nicht irgendwann im Spital landet und dann einige Tage im Auge behalten wird um z.B. den Blutdruck perfekt einzustellen.
Also in deinen langfristigen Überlegen wirst du um eine Woche Spital so oder so nicht herum kommen. Irgendwann erwischt es dich gesundheitlich oder man will dich engmaschig betreuen.
Und die Frage, ob du die Niere deines Onkel haben willst, lässt sich schwer beantworten.
Stellt sich eher die grundsätzliche Frage, ob du überhaupt eine Niere haben willst oder nicht.
Überleg dir jedenfalls BLOS NICHT, wie dein Leben in 20 Jahren aussehen wird. Die Langzeitfolgen von Dialyse und Transplantation ändern sich mit den Fortschritten in der Medizin.
Ich weiß recht gut, was sich in der Nierenforschung aktuell so tut. Es gab Fälle von Lebendspenden wo dank Knochenmark-Transplantation keine Immunsuppression mehr benötigt wird und ich kenn Fälle von Dialysepatienten mit unheilbarem Nierenversagen, deren "unheilbare" Krankheit dank guter Behandlung soweit zurück ging, dass sie keine Dialyse mehr brauchen mit sehr hohem GRF.
Und wenn du "Kidney Project" googelst findest du ein Forschungsprojekt, bei dem es um die Implantation einer Dialysemaschine in Tee-Tassen-Größe geht.
Die Forschung ist sehr aktiv und die Langzeitfolgen von heute sind in Wirklichkeit Schnee von Gestern.
(gab 2012 einen Jugendlichen in Wien, der nach einer Knochenmarktransplantation einige Jahre später eine Niere vom selben Spender brauchte und danach keine Immunsuppression benötigte, seither wird das erforscht)
Überleg dir lieber, welcher Alltag dir angenehmer erscheint, ob du überhaupt mit reduzierten Immunsystem gesund bleiben kannst oder du zuviel mit Schimmel, Tieren, fremden Kleinkindern oder sonstigen Viren und Bakterienschleudern beruflich und privat zu tun hast. Die Langzeitfolgen müssen alle garnicht eintreffen, die Alltags-Perspektive sollte entscheident sein.
Erst wenn du dir kalt und logisch überlegt hast, ob du grundsätzlich Dialyse oder Transplantation willst und welcher ALLTAG dir angenehmer erscheint, erst dann kannst du überlegen ob du deinen Onkel eine Operation und ein Leben mit einer Niere zumuten möchtest.
Ich hab meinen eigenen Onkel nicht testen lassen, weil er Feuerwehrmann und Biertrinker ist. Der würde niemals auf seine Gesundheit achten und zum Behandeln seines Bluthochdrucks muss ihm meine Tante zwingen....aus meiner Sicht kein vernünftiger Spender, darum lass ich das meine Ärzte erst garnicht selbst beurteilen. Ich kenn halt sein ganzes Privatleben, die Ärzte nicht.
Meine Mutter hab ich nicht testen lassen, weil sie total magersüchtig ist, wenig trinkt und psychisch garnicht mit meiner Krankheit zurecht kommt.
Ich für meinen Teil hab keine Probleme ein paar Jahre an der Dialyse zu warten, bis ich eine Totenspende bekomme. Aber als Österreicher sind die Wartezeiten auch viel kürzer.
Kannst ja nach Österreich ziehen, wenn du bessere Organe von der normalen Warteliste willst, dank Wiederrufs-Recht haben wir kurze Wartezeiten und gesündere Organspender. Bei uns ist das jährliche Spender zu Empfänger-Verhältnis ca. 1:1 weil man nur soviele Organe transplantiert wie tatsächlich gebraucht werden, in Deutschland gibt es da einen akuten Mangel wegen eurer Zustimmungs-Regelung.
Österreich = Jeder ist Organspender, außer er hat sich als Nicht-Spender registrieren lassen.
Deutschland = Niemand ist Organspender, außer er hat sich als Spender registrieren lassen.
Quellen:
AKH Wien zum Thema Transplantation ohne Immunsuppressionantation ohne Immunsuppression
Forschungsprojekt vom UCSF zur implantation künstlicher Nieren
(bereits erfolgreich im Tierversuch, wartet auf die Zulassung, erste Implantation am Menschen für 2019 geplant) (die wollen seit 2017 schon Implantieren, aber die amerikanische Gesundheitsbehörde verweigert immernoch die Freigabe und fordert mehr Material-Verträglichkeits-Studien -.-)