THEMA:

Hallo zusammen,
ich bin Christoph, 40 Jahre alt und wurde im Mai 2011 nierentransplantiert.
Als Immunsuppression nehme ich Advagraf (Tacrolimus) und Imurek.
Ich hatte von Anfang an das Problem, dass meine Hände am Zittern waren, aber mittlerweile ist das schon echt sehr stark geworden.
Frage: Gibt es Medikamente dagegen oder hat schonmal jemand das Tacrolimus gegen ein anderes Medikament ausgetauscht,
was die Hände nicht so stark zittern lässt?
Viele Grüße
Christoph

Hallo Christoph und herzlich willkommen im Forum

Ich bin seit 2017 transplantiert und habe die Kombination Myfortic (Acidum mycophenolicum) und Crilomus (Tacrolimus). Ich hatte das grosse Zittern nur in den ersten Wochen nach der Transplantation. Hat das bei dir immer angehalten?

Zur Zeit nehme ich noch 2x3mg Tacrolimus pro Tag (und 2x360mg Myfortic/Tag). Wie hoch ist deine Dosis? Und welche andere Medikamente nimmst du noch?
Was sagt dein Nephrologe / deine Nephrologin dazu, über all die Jahre?
- Sind sie sicher, dass das Tacrolimus schuld ist. Grundsätzlich könnte ja auch ein anderes Medikament schuld sein oder "mithelfen" oder ein ganz anderer Auslöser.
- wurde von ihrer Seite je über einem Wechsel zu einem anderen Immunsuppressivum gesprochen?

Liebe Grüsse Kohana

Das Thema beschäftigt mich jetzt seit über 10 Jahre. Bin 6/2004 transplantiert, nehme von Immunsupressiva Cellcept, Sandimmun und Cortison. Das Zittern hat gefühlt vor über 10 Jahren begonnen und verschlechtert sich deutlich. Manchmal kann ich nicht mehr mit Messer und Gabel essen, von Hand schreiben ist tlw unmöglich. TX Zentrum und Neph sehen keinen Zusammenhang mit den Medis, Nervenarzt schon. Wollte in die Ambulanz für Bewegungsstörung in der Uni Klinik, die nehmen keine Patienten derzeit an. Bin ebenfalls ratlos. hemago

Beeinträchtigung durch Zittern / Arzt-Depesche 3/2023 / Tremor nach Organtransplantation

Ziel dieser Studie war es, die Häufigkeit und den Schweregrad von Tremorbeschwerden nach Organtransplantation zu ermitteln sowie klinische, biochemische und pharmazeutische Faktoren zu identifizieren, die die Anfälligkeit für Tremorbeschwerden begünstigen können.

Insgesamt wurden 689 Empfänger von Organtransplantationen (solid organ transplant recipients, SOTRs) in die vorliegende Studie eingeschlossen. Zu den Organen zählten Niere (57,3 %), Leber (24,4 %), Lunge (13,8 %), Herz (4,2 %) und Dünndarm (0,3 %). Die Transplantatempfänger waren durchschnittlich 58 Jahre alt.

Bei 29,9 % der SOTRs trat nach dem Eingriff ein leichtes Zittern auf, während 11,8 % über schweres Zittern berichteten, wobei Lungen- und Herz-SOTRs häufiger von starken Zitterbeeinträchtigungen betroffen waren.

Die Konzentration von Tacrolimus im Blut erwies sich als ein bestimmender Faktor für leichtes Zittern, wobei höhere Konzentrationen tendenziell auch mit schwererem Zittern in Verbindung standen. Zusätzlich zeigten Patienten mit Zittern tendenziell höhere Cyclosporin-Talspiegel. Es zeigte sich ein Zusammenhang zwischen schwerem Zittern und Herztransplantationen, Polypharmazie sowie erhöhten Kreatininwerten. Diejenigen SOTRs, die über Tremor berichteten, wiesen eine signifikant niedrigere physische und mentale gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) auf.

Diese Studie verdeutlicht, dass sowohl leichtes als auch schweres Zittern häufig die alltäglichen Aktivitäten von SOTRs beeinträchtigen. GH

Quelle und Quelle Pubmed

Leider steht nicht viel drin und von einer Lösung schon gar nichts.

Das ist interessant. Weißt du, wer die Studie durchgeführt hat und wo sie vollständig veröffentlicht wurde? Dann könnte ich weiter recherchieren. Danke dir.

schau unter der "Pubmed Quelle" - dort ist eine engl Zusammenfassung. Wie man an die gesamte Studie kommt - keine Ahnung.

EDIT - da ist mehr zur Studie , alles englisch
Unter Autor Information steht zuoberst " Division of Nephrology, Department of Internal Medicine, University Medical Center Groningen, University of Groningen, Groningen, Netherlands "

Sollen mal meine kinder reecherchieren, die sind da fitter als ich

Danke für eure Beiträge.
Ich glaube, ich mache mal einen Termin bei einem Neurologen, damit er sich das anschauen kann.
Das Medikament zu wechseln wäre mir zu riskant.

Wie hoch ist denn dein Tacrolismuspiegel? Und dein Zielbereich?

Ich habe das auch, wenn der Wert Richtung des oberen bzw. über den oberen Zielwert geht. (Mein Zielspiegel ist 5 - 7).


VG

Hallo Chris,

Chris919 schrieb:

Das Medikament zu wechseln wäre mir zu riskant.

Nachvollziehbar.

Aber... die von Kohana zitierte Studie sagt, dass die Konzentration von Tacrolimus im Blut sich als ein bestimmender Faktor erwiesen hat.
Es gibt verschiedene Tacrolimus-Präparate und Envarsus soll dasjenige mit der konstantesten Kinetik sein.
(Prograf von Astellas wird zweimal täglich genommen, hat demnach zwei Peaks im Tagesverlauf, Advagraf von Astellas ist ein Retardpräparat, wird einmal am Tag genommen und dementsprechend nur einen Peak, Envarsus wird ebenfalls einen am Tag genommen, hat aber einen flacheren Verlauf).

Auch von mir die Frage: Wo liegt Dein Zielbereich? Welches Präparat nimmst Du zur Zeit? Tritt das Zittern zeitlich in einem immer gleichen Abstand zur Einnahme auf? (ich würde vermuten, es tritt dann auf, wenn bei Dir im Blut die höchste Konzentration vorliegt und ist am schwächsten/nicht vorhanden vor der nächsten Einnahme).
Dann könnte der Umstieg auf Envarsus sinnvoll sein (auch, wenn einige Deiner Ärzte das anders sehen, gibt es Studien, die den Zusammenhang bei Dir nahelegen. Da Envarsus ohnehin aufgrund seines Wirkprofils das bessere Medikament ist, kann zB eine testweise Umstellung keinen Schaden anrichten, Dir aber einen gehörigen Batzen Lebensqualität bescheren. Das Leben mit Transplantat sollte nicht zur Qual verkommen.

vG
Anja

P.S. wenn Du auf die Studien verweisen willst im Gespräch, nimm sie vllt auch ausgedruckt mit, sonst ist die Reaktion nur ein "ja, da müssen wir mal schaun".
Oder: Wenn Du den Ärzten eine spezielle Studie nennen willst, dann nenne ihnen die DOI der Studie (bei der einen von Kohana verlinkten Studie zB doi: 10.3389/ti.2023.10951); ähnlich wie die ISBN bei Büchern oder die PZN bei Arzneimitteln ist die DOI bei wissenschaftlichen Artikeln ein Weg zum eindeutigen Identifizieren.)

P.P.S. Envarsus kann wohl auch insgesamt etwas niedriger dosiert werden - wegen des besseren Profils. Win-Win.