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Leben nach Transplantation 19 Apr 2002 18:35 #58769

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Nach der Transplantation muß man ja jede Menge Medikamente nehmen, da ist Cortison das kleinere Übel. Wie sieht das mit dem herunter gefahrenem Immunsystem aus? Bin ich dann für jede kleine Erkältung anfällig und wie sieht es dann z.B. mit Antibiotika aus, darf ich dann soetwas überhaupt noch nehmen? Welche Krankheiten erwarten mich vielleicht noch? Schreibt mir, positiv ober negativ, egal ich brauche Info. Danke für eure Antworten im Vorraus. Pumuckel

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Re: Leben nach Transplantation 30 Apr 2002 01:35 #58900

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Hallo Leute,
hallo Pumuckel

Allem voran : Du machst das einzig Richtige, dass du dich bei direkt Betroffenen darüber informierst, was danach kommt. Nun, ein wenig zu meiner Person :

Bin 41 jahre alt, verbrachte 10 Jahre mit Dialyse, verlor, wie viele andere auch, mein erstes Transplantat (bereits nach 20 Tagen). Die zweite Transplantation gelang (wenn auch nur mit Hilfe von OKT 3 = ein Mäuseserum mit widrigen Nebenwirkugen) und lebe nun seit 11 Jahren mit dem neuen Organ. Zu meiner Immunsuppressiva gehören : CellCept (nahm früher Sandimmun, später Sandimmun Neoral) und Prednison (Cortison). Nun zu deiner Frage. Die wohl häufigste Infektion stellt das Herpes-Virus dar (Lippenbläschen) . Sehr viele Menschen tragen dieses Virus in sich und schon ein unsauberes Glas reicht, um es zu reaktivieren, da dieses Herpes-Virus ständig iim Körper lauert. Viren sind resistent (unwirksam) gegen Antibiotika. (wirkt nur bei bakteriellen Infektionen, wie z.B. Harnwegsinfektionen) Antibiotika wird aber häufig verschrieben, weil eine unbehandelte Infektion schwerwiegende Folgen haben kann und das unterdrückte Immunsystem sich selbst nicht genügend zur Wehr sezten kann. Mir geht es im übrigen auch so, bin seit langem gut vertraut damit, ohne nennenswerte Nebenwirkungen zu erleben. Die beste Vorbeugung ist zudem eine regelmässige, gründliche Zahnhygiene, um das Auftreten von Schleimhaut- und Zahnfleischentzündugen einzudämmen, nicht aus Flaschen zu trinken, Gläserränder bei Parties oder in Restaurants/Bars (unbemerkt) abzuwischen und gutgemeinte Küsse von lieben Verwandten freundlich, aber bestimmt zurückzuweisen. Im weiteren halte ich mich mehrheitlich fern von Hallenbädern, denn sie sind optimale Brutstätten für Pilze und Bakterien. Natürlich spielt es auch eine wesentliche Rolle, wie lange man mit der Dialyse gelebt hat. Bei mir ist es so, dass die Nebenschilddrüsen während den Dialysejahren mit einer Überfunktion reagierten (kommt sehr häufig vor). Die Nebenschilddrüsen hatten dadurch dem Körper, vorallem den Knochen, zu viel Kalzium entzogen. Das Cortison tat sein Übriges dazu und eine Osteoporose (Brüchigkeit der Knochen) tritt dadurch oft schon vor der Menopause auf (Hauptproblem bei Frauen). Dadurch erhöht sich das Frakturrisiko (Gefahr von Spontanbrüchen) um ein Vielfaches.
Durch Blutdruckschwankungen und/oder stetigem Bluthochdruck kann es zu Erkrankungen (Verengungen) der Herzkranzgefässe kommen. (Hatte vor 5 Monaten eine Doppel-Bypass-Operation). Auch hier spielt das Cortison eine Rolle, da es die Blutfette (Cholesterol) oder die Zuckerwerte (Diabetes) ansteigen lässt, was die Herzkranz-Gefäss-Erkrankungen sehr begünstigt. Bei zu hohen Blutfettwerten gibrt es wirksame Medikamente, die das Cholesterin senken und praktisch keine Nebenwirkungen haben. Was das Zittern angeht, so habe ich die Erfahrung gemacht, dass bei der Einnahme von Sandimmun (Cyclosporin) dieser Medikamenten-Spiegel eine grosse Rolle spielt. Das Zittern war immer ein Anzeichen dafür, dass der Cyclo.-Spiegel zu hoch war. Seit der Einnahme von CellCept (Mycophenolat) sind diese Erscheinungen verschwunden. Im übrigen lasse ich mich jeden Herbst gegen Grippe impfen. Ich fühle mich dabei sehr gut, vertrage den Impfstoff auch ohne Probleme und die Grippe kenne ich seitdem nur noch vom Hörensagen.
Nun Pumuckel, soweit meine Erfahrungen. Natürlich beruhen diese Aussagen auf eigenen Erfahrungen und die Reaktion auf viele Medikamente kann individuell sehr verschieden sein. Ich will dir mit meinen Ausführungen aber nicht den Teufel an die Wand malen oder dich gar verunsichern, denn dies wäre ganz und gar nicht in meinem Sinn. Wahrscheinlich sind bei mir die Folgen der Immunsuppressiva viel ausgeprägrter als bei anderen, was also nicht heisst, dass diese Nebenerscheinungen bei jedem/jeder Transplantierten auftreten müssen. Aber ich denke, je mehr Erfahrungswerte du hast, umso besser weisst du auch allfällige Symptome, wenn sie denn auftreten sollten, richtig zu deuten und kannst rechtzeitig reagieren. Auf alle Fälle heisse ich dich und alle anderen herzlich willkommen im neuen Leben, denn ein Leben mit einer transplantierten Niere ist, trotz aller Nebenwirkungen, lebenswerter denn je.

Liebe Grüsse aus der Schweiz Armella

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