THEMA:

Bitte noch einmal um Tipps von Euch Erfahrenen:

Nachdem ich diese Woche endlich eine Bearbeitungsnummer erfahren habe, kommt heute ein Brief von der RV (BfA) mit der Aufforderung, einen Befundbericht zu organisieren. Mein Psychotherapeut ist nur dummerweise ab heute für 4 Wochen im Urlaub. Klasse, so wird sich die Sache wohl noch hinziehen. Ob es Sinn hat, meinen Hausarzt zu bitten, dass er bei der RV darauf drängt, ohne den Bericht zu entscheiden? Ich bin schon wieder körperlich und psychisch völlig am Boden und hoffe nur, noch irgendwie bis Weihnachten durchzuhalten (in meinem Beruf ist jetzt die arbeitsintensivste Zeit). Dann wollte ich eigentlich hier weg. Kann mir jemand etwas raten? DANKE!

Ulrike

Hallo, Ulrike,
zum Rehanatrag gehört doch ein Befundbericht von einem Arzt, Hausarzt, Nephrologe oder Nervenarzt oder eben von dem Arzt, der am ehesten etwas über Deinen Zustand berichten kann. Den müsstest Du also schon mit abgegeben haben.
Wieso sollst Du jetzt einen Bericht vom psychotherapeuten beibringen?
Wenn es schneller gehen soll, kannst Du dich nur krankschreiben lassen und hoffen, dass dann die Krankenkasse für dich druck macht (Eilverfahren). Ansonsten dauert es immer, und wenn Du eine Ahnung hast, wie Akten in der 20000-Mitarbeiter-Rentenversicherung Bund hin und hergeschoben werden, dann verstehst Du das auch.

LG, Antonio

Lieber Antonio,

nein, ich hatte keine Ahnung. Ich habe mich voll und ganz auf die Aussage meines Hausarztes verlassen, dass das alles ruckzuck gehe. Leider ist er sehr überlastet und launisch (auch nur ein Mensch halt) und hat mir einen oberschlonzig ausgefüllten Antrag in die Hand gedrückt. Ich habe gesehen, was er alles an Berichten angeheftet hat und selber noch aktuelle Sachen drangehängt (Entlassungsbericht Krankenhaus, neueste Blutwerte aus dem Diazentrum). Ich vermute, einen Psychotherapeutenbericht hätten die gerne, weil sie entscheiden müssen, ob es in eine Burn-Out-Klinik geht oder in eine für Atemwege oder in eine Nierenklinik (alles aktuelle Probleme). Ich werde morgen bei der BfA anrufen und mitteilen, dass ich momentan keinen Bericht einholen kann und gleichzeitig zu meinem Hausarzt gehen und ihn bitten, mir etwas zu schreiben, auf dem noch einmal die aktuelle Situation beschrieben wird und ein Eilvermerk steht, den bitte auch die KK wiederholen soll. Ich bin Pfarrerin und möchte irgendwie noch bis Weihnachten durchhalten, weil meine Kollegin auch auf dem Zahnfleisch geht, aber danach werde ich um erneute Krankschreibung bitten. Ich kann nicht mehr essen, nicht mehr schlafen etc. und habe null Kraft in den Beinen und psychisch geht es auch wieder bergab.

Das nächste mal bin ich nicht so fürchterlich naiv, glaube mir.

Liebe Grüße und danke für Deine Antwort, ciao, Ulrike

Liebe Ulrike,
es ist ja schön, dass Du an Deine Kollegin denkst. In deinem Beruf besonders verständlich; aber wer bitte hat denn etwas davon, wenn du - vielleicht am 4. Advent? zusammenklappst und gar nichts geht mehr?
(ich kenne den Druck, den Du da hast, sehr gut, da in meiner Familie in den letzten Jahrhunderten die meisten Pfarrer waren... bis heute). Trotz der angespannten finanziellen Situation sollte die Kirche aber imstande sein, eine Vertretung zu organisieren. Ich stelle mir nur gerade vor, wie Du an heilig abend über die frohe Botschaft sprichst und welchen Kontrast Du selbst dazu bietest.
Natürlich musst du selbst beurteilen, ob du es noch schaffst, nur könnte ich mir halt auch vorstellen, dass im Moment die Kraft dazu nicht mehr reicht.
Ich drück dir die daumen, dass du das richtige tust!
LG, antonio

Hallo Ulrike,
leider kann ich Dir mit Deinen REHA-Schwierigkeiten nicht weiterhelfen, aber fühl Dich trotzdem vom mir (und sicherlich von vielen anderen DO-Usern) in der für Dich jetzt so stressigen Zeit mitgetragen. Du hast viele hier schon mit hilfreichen und einfühlsamen Postings unterstützt - jetzt musst Du auch an Dich denken!
Ich wünsche Dir viel Kraft zum Durchhalten, oder auch zum Pausieren, wenn es gar nicht mehr geht. Die Kirchen (beider Konfessionen) sind ja leider groß darin, die Kräfte ihrer Mitarbeiter bis zum Äußersten auszuschöpfen. Ich kann in meiner Familie auch ein Lied davon singen. Du hilfst aber auf Dauer niemandem, wenn Du Dich in diesen Kreislauf immer weiter mitdrehst.
Alles Gute für Dich!
Nephroline

Lieber Antonio, liebe Nephroline,

danke für Eure lieben Antworten - Ihr habt ja sooo recht. Es ist dieses verdammte Pflichtgefühl, das sich mir als Pfarrerstochter tief ins Gewissen gepflanzt hat. Heute hat mich mein Nephrologe bis Anfang nächsten Jahres krankgeschrieben und mir deutlich gesagt, er diskutiere nicht mit mir, als ich mein Aber es ist doch Weihnachtszeit! äußerte. Ausserdem hat er bei der RV angerufen und mit dem Sachbearbeiter gesprochen. Der wiederum hat zugesagt, dass mein Antrag sofort abschließend bearbeitet werde, sobald der Bericht des Therapeuten vorliege und dass es keine weiteren Verzögerungen geben werde.
Mein Dienstvorgesetzter hat klasse reagiert und sofort die Vertretung regeln lassen. Ich habe ihn in der letzten Zeit, seit er das mit dem Antrag weiß, als sehr einfühlsam erlebt (ich weiß, dass auch er viel Stress hatte in der letzten Zeit und vielleicht deshalb wenig offen war). Er hat sofort dafür gesorgt, dass die Kollegin, die uns im Moment sowieso unterstützt, in der nächsten Zeit meine Arbeit mitmacht. Ich weiß, dass ich mir da immer zu viele Sorgen mache. Nun bin ich froh, dass es heute so gekommen ist und hoffe, wieder regenerieren zu können. Dann werde ich auch wieder gelassener ....

Ich sage noch einmal danke und schicke Euch viele Grüße, Ulrike

Laß mal von dir hören, wenn dein Antrag durch ist. Würd mich interessieren.
Gruß Bärbel

Liebe Bärbel,

klar, ich sag Dir dann mal Bescheid. Bist Du denn gut erholt zurückgekommen und genießt jetzt das Fest? Dein Zwischenbericht klang ja klasse.

Gesegnete Weihnachten noch, ciao, Ulrike

Hallo Antonio,

nun ist endlich alles in Tüten. Ich bin sehr glücklich, Ende dieses Monats endlich meine Reha antreten zu können.

Ich habe Anfang Januar versucht, zu arbeiten, aber es ging nicht. Nun bin ich schon ziemlich lange krankgeschrieben und daher heilfroh, dass es losgeht. Es hat noch ein paar Probleme gegeben, bei der RV war etwas übersehen worden, aber ich bin zum Glück dahintergekommen, sonst hätte alles noch länger gedauert. Ich habe ganz tolle Mitarbeiter bei der RV erlebt, die echt ihr Menschenmögliches getan haben.

LIebe Grüße für Dich und danke für die UNterstützung Dir und allen anderen hier, Uli