Hallo, wollte Euch berichten, wie es mir in Süd Afrika (Nelspruit) ergangen ist. Kurz auf den Punkt gebracht: Es war unglaublich beeindruckend, abenteuerlich und interessant! Nach einem 10 Stunden Flug landeten wir pünktlich in Johannesburg. Da wir 5 Stunden Zeit hatten bis zum Inlandsflug nach Nelspruit, mieteten wir uns einen Guestscout, der uns Johannesburg zeigen sollte. Nach einer 3 Stunden interessanten Sightseeing Tour mit vielen Eindrücken kamen wir zurück zum Flughafen. Etwas verspätetet, betraten wir eine altertümliche Propellermaschine auf dem Rollfeld. Nach einer Stunde Flug und über dem Krüger Nationalpark meldete der Pilot, dass er landen müsse. Ich saß am linken Flügel und in diesem Augenblick sah ich am linken Propeller Rauch verwirbeln. Wir landeten, Gott sei Dank, gut auf einer Landebahn/Startbahn mitten im Krüger Nationalpark am EAST GATE. Antilopen und Elefanten liefen am Flugfeld. Unter Bewachung mit Gewehren (wegen den Tieren) sind wir in einen mit zwei Zäunen umbautes Gebäude gebracht worden. Nun waren wir aber 250 km vom ursprünglichen Flughafen Nelspruit mitten im Busch Not gelandet. Nach 2 Stunden Verhandlungen (Fakt war, ich musste am anderen Tag zur Dialyse) sind wir von einem Kleinbus mit Anhänger für die Koffer abgeholt worden und durch die Nacht nach Nelspruit gefahren worden. Dort angekommen, hatten wir in dem Guesthouse keinen Strom. Wir fielen - nachdem wir mit kaltem Wasser geduscht hatten - nach 24 Stunden ins Bett. Morgens war die Welt wieder in Ordnung. Es war warm und wir waren in einem wunderschönen Gästehaus mit einem tropischen Garten..
Die Dialyse in Nelspruit wird von der Fi. Braun geführt. Freundlich wurde ich von den Schwestern empfangen. Das Dialysezimmer war nicht sehr groß. Mehrere Patienten lagen auf ihren Sesseln bis zum Kopf zugedeckt. Man sah nur die laufende Dialysemaschine und die Ableitungen, sodass man schließen wusste, dass da ein Patient dialysieren musste. Es gibt private Patienten, die von weit herreisten, um zu Dialysieren. Schwester Tammy erzählte mir, dass sie einige Patienten aus Mosambique haben. Die Privatversicherten zahlen mit ihrem Geld zum Teil die Dialysebehandlungen der staatlichen Patienten. Diese erhalten nur Kathederzugänge für die Dialyse, 3x3 Stunden Dialyse und kein Essen. Ihre Lebenserwartung, sagte man mir, läge bei 3 bis 4 Jahren. Sie sind sehr arm, können nicht lesen und sprechen meistens ihre Stammessprache und kein Englisch. Sie halten keine Diät ein (wie auch, wenn sie sich von Bananen oder andere Früchte, die da wachsen, sich ernähren) und haben kaum Verständnis für ihre Erkrankung. Meistens entzünden sich die Katheder, die im Oberschenkel liegen. Von den Verwandten werden sie wegen ihrer Erkrankung missachtet. Die Privatpatienten erhalten einen Dialyseshunt in Pretoria. Die Dialyse wird nur von Krankenschwestern geleitet. Obwohl Nelspruit fast 120 000 Einwohner zählt, findet man keinen Nephrologen. Erst einige hundert Kilometer weiter z.B. in Johannesburg gibt es Fachärzte für Nierenerkrankungen.
Die Dialyse bei mir ist gut verlaufen. Meine Nadeln und Fragmin, ebenso sterile Tupfer und Kompressen hatte ich dabei. Die Kosten der Dialyse belaufen sich auf 980 Rand, ca, 100 Euro.
Wir unternahmen wunderschöne Ausflüge in den Krüger Nationalpark. Mit Fernglas und Fotoapparat bewaffnet, fuhren wir stundenlang durch den Wildschutzpark. Wir sahen Elefanten, Nashorn, Zebras, Giraffen, unzählige Tiere und Vögeln und sogar einen Löwen in freier Natur. Wir übernachteten am Wochenende in einem Buschhaus im Krüger Park, besuchten ein Rehabilitationszentrum für Buschtiere, waren bei Jane Goodall im Institut für Shimpansen (Shimpansee Eden), waren bei einem Elefantenflüsterer und wanderten am Blyde River Canyon, einer der größten Naturwunder Afrikas. Wir fuhren mit unserem gemieteten Jeep über 2000 Kilometer.
Wir hatten einen abenteuerlichen und schönen Urlaub mit vielen Eindrücken in Süd Afrika.. Aber, liebe Mitpatienten, ich habe wieder einmal festgestellt, dass ich froh und glücklich bin, hier in Deutschland leben zu dürfen und hier dialysieren zu können Wir haben trotz allem eines der besten Gesundheitssysteme auf der Welt und da können wir froh sein.
Liebe Grüße Tommy